Menschen von oben fotografiert, die an einem Tisch sitzen.

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In dieser Blogreihe beschäftigen wir uns mit dem UX- und UI-Design im Kontext der modernen Software-Entwicklung. UX- und UI-Design sind oft missverstandene Tätigkeiten. Für Laien, die im Rahmen eines IT-Projekts schonmal davon gehört haben, bedeutet das wahrscheinlich: «Sorgt dafür, dass das Endprodukt gut aussieht». Wir beleuchten dieses Vorurteil und zeigen auf, welchen Mehrwert UX, oder Digitales Design allgemein, generieren kann. Der Eindruck, dass das Einsparen von Dienstleistungen im Design-Bereich Kosten spart, ist nämlich oft falsch. Dieser Beitrag bietet zuerst einen Einstieg in das Thema UX, die Tätigkeiten von Fachpersonen im Bereich UX und UI und beleuchtet schliesslich Prototyping als «Tool» in einem Projekt.

Der Alltag der UX- und UI-Designer:innen

Sie verstehen Probleme, hinterfragen kritisch, forschen nach und sind dabei auch ein bisschen Diplomat:innen mit der nötigen Prise visuellem Flair. Egal ob für eine kleine Landingpage oder ein komplexes Fach-Software-Interface: UX- und UI-Designer:innen haben in einem Kick-Off-Meeting zuerst einmal ganz viele Fragen.

  • Für welche User oder Zielgruppe ist diese Landingpage oder Software?
  • Was ist das Ziel der Landingpage oder der Software?
  • Was ist die gewünschte Handlung der User auf der Landingpage und Software?
  • Wer sind meine Ansprechpersonen für dieses Thema?
  • Und noch viele mehr!

Fragen, die sich mit Branding-Konformität und visueller Attraktivität befassen, kommen so früh im Prozess noch gar nicht vor. An genau diesem Prozess orientieren sich auch UX- und UI-Designer:innen. Um nicht aus einem Lehrbuch abschreiben zu müssen, hier einfach erklärt: UX- und UI-Designer:innen helfen, folgende vier Fragen zu beantworten: Was wollen wir erreichen? Wie wollen wir es erreichen? Was wollen wir bauen? Wie wollen wir es bauen?

Im Mittelpunkt dieses «Human-Centered-Design»-Prozesses stehen die Enduser der Landingpage oder Software. Jedes Stakeholder-Bedürfnis und -ziel muss mit den Zielen der Enduser abgeglichen und in Einklang gebracht werden. Selbstverständlich muss in diesem Prozess auch die Barrierefreiheit beachtet werden.

Egal wie einfach eine Anwendung am Ende ist: Der Kontext der Verwendung spielt eine wichtige Rolle. Es kann durchaus vorkommen, dass man in diesem Design-Prozess auch native, nicht-digitale Parallelprozesse beachten oder sogar mitgestalten muss.

Das Zusammenspiel ist essenziell

Es sind natürlich nicht nur UX-Designer:innen, die solch eine Lösung entwickeln. Genauso wenig sind es nur UI-Designer:innen, die die visuellen Aspekte der Lösung bestimmen. Die Funktion der UX- und UI-Designer:innen ist es, als vermittelndes Bindeglied zwischen verschiedenen Stakeholdern zu agieren.

In agilen Projekten ist es oft der Fall, dass Features einzeln nacheinander erdacht, konzipiert und umgesetzt werden, während man im Gesamtrahmen der «Vision» agiert. Je nachdem, wie klar diese Vision ist, geht man natürlich gewisse Risiken ein. Was wäre, wenn das Feature, welches wir heute entwickeln, nächstes Jahr nicht mehr mit der sich weiterentwickelnden Vision vereinbar ist?

Mit Prototyping zum Erfolg

Im UX- und UI-Design werden viele Annahmen getroffen. Vor allem in der Welt der Websites und Software. Hier einige Beispiele mit beigefügter, kritischer Fragestellung:

  • «ein grüner Button löst eine positive Aktion aus, ein roter Button eine negative.» Wie gewährleisten wir die Barrierefreiheit ( in diesem Fall Farbenblindheit)?
  • «drei übereinander angeordnete waagerechte Striche werden als Menü wahrgenommen.» Wie sinnvoll ist dieser Standard in unserer Anwendung?
  • «Ein Sternchen (*) auf einem Formularfeld markiert dieses als Pflichtfeld.» Kann man das auch eleganter lösen?

Validiert werden diese Annahmen meistens im Rahmen eines Prototyps oder «Klick-Dummies». Bei einem Prototyp handelt es sich um die Umsetzung der Benutzeroberfläche mit variablem, bedarfsmässigem Detaillierungsgrad, mit oder ohne Code. Das Fehlen eines Prototyps kann dazu führen, dass die unbeantworteten Fragen unbeantwortet bleiben und das Projekt oder das Endprodukt negativ beeinflussen.

Prototyping kann in jeder Phase eines Projekts angewendet werden: Auf Papier in einem Ideenfindungs- oder Konzeptions-Workshop, als schwarz-weiss-Wireframe für die Prozessvalidierung, High-Fidelity in einem Grafikprogramm, entweder komplett oder Feature für Feature.

Wie Prototyping einem Projekt helfen kann, kommt ganz auf die Materie und die Bedürfnisse an. In den meisten Fällen ist es um einiges kostengünstiger, den Prototypen anzupassen und mit den neu gewonnenen Erkenntnissen einen User-Test durchzuführen, anstatt am Ende des Projekts zu merken, dass die Mitarbeitenden die neue Fachanwendung leider nicht so gut finden wie das alte Tool, welches seit 15 Jahren im Einsatz ist.

Moderne Technologie hin oder her.

Man hätte einen Prototyp des Produkts oder des Features in einem Grafiktool anfertigen und Userbefragungen durchführen können, um zu validieren, welche Features einen Mehrwert generieren und auf Akzeptanz stossen und welche nicht. Die Chance, ein Endprodukt nicht nur in seiner Bedienung, sondern auch in seinem Nutzen detailliert zu prüfen, kostet zwar Geld, ist aber dennoch günstiger als mehrere Monate Entwicklung.

Seriöse Research-Prozesse und Prototyping schaffen in erster Linie Sicherheit und vermindern das Risiko eines Fehlschlags. Wenn jeder Stakeholder und jedes Teammitglied ab Tag X ganz genau weiss, wie das Endprodukt auszusehen und zu funktionieren hat, ist es viel einfacher, über alle Stufen hinweg darüber zu sprechen. Und jede Person, die schon einmal in einem agilen Team oder allgemein in einem Projektteam gearbeitet hat, weiss, wie hilfreich eine klare, gemeinsame Vision ist.

Fazit 

Softwareentwicklung ist komplex und wird immer komplexer. Mit neuen Möglichkeiten kommen neue Herausforderungen. Eine informierte Annahme zu treffen ist gut, sie zu verifizieren ist besser. Ein seriöser UX- und UI-Prozess hilft nicht nur Vertrauen während des Projekts zu schaffen und eine gemeinsame Vision zu entwickeln, sondern sorgt auch für eine bessere Akzeptanz. 

Software-Entwicklung ist teuer und oft mit Risiken verbunden – Prototyping kann Risiken und Kosten reduzieren, Projektteams zu neuen Herangehensweisen inspirieren und das Vertrauen und das Projekt und somit auch in das Endprodukt erhöhen. 

Sie sind sich nicht sicher, ob UX- und UI in Ihrem Projekt Mehrwert generieren kann? In einem Beratungsgespräch hören wir uns die Problemstellung gerne an und können Empfehlungen abgeben, wie ein seriöser UX- und UI-Prozess Ihrem Projekt helfen kann. Besprechen Sie die Thematik mit uns, wir helfen gerne weiter!


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Bild Marc Hatt

Autor Marc Hatt

Marc Hatt ist ein erfahrener Experte im Bereich UX- und UI-Design und Beratung bei adesso. Er unterstützt Kunden aus verschiedenen Branchen dabei, innovative und kreative Lösungen zu entwickeln, die auf die Bedürfnisse der Nutzer ausgerichtet sind. Neben seiner Beratungstätigkeit ist er auch aktiv an der Umsetzung von Lösungen in agilen Projektteams beteiligt und bringt sein fundiertes Wissen im Visual Design ein. Seine Spezialgebiete sind userzentriertes Design, Usability und Kundenanforderungen harmonisch miteinander zu verbinden.

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