23. Dezember 2024 von Nehir Safak-Turhan
Bankentrends und Ausblick 2025
Modernisierung und Optimierung der Bankwertschöpfung als Treiber des Wandels
Eine objektive Betrachtung der Entwicklungen im Bankensektor ist für die strategische Ausrichtung der Branche unerlässlich. Neben ökonomischen Parametern wie Zinsentwicklung, Wirtschaftswachstum, Beschäftigung und Investitionen sind regulatorische Rahmenbedingungen und technologische Innovationen integrale Bestandteile einer erfolgreichen geschäftspolitischen Ausrichtung von Banken. Darüber hinaus treiben veränderte Markt- und Kundenanforderungen sowie der zunehmende Wettbewerb Veränderungs- und Anpassungsprozesse voran. Technologie und Innovationen im Bankgeschäft nehmen dabei eine besondere Stellung ein und stoßen Transformationsprozesse an, die den Wandel in der Branche beschleunigen. In diesem Blog-Beitrag beleuchte ich die wesentlichen Rahmenbedingungen und werfe einen Blick in die Zukunft, was das Jahr 2025 für uns bereithalten könnte.
Die exogenen Faktoren – Konjunkturprognosen, Wachstum, Zins und Co.
Konjunkturprognosen und Zinsentwicklungen dienen als Kompass für die zukünftige Wirtschaftsentwicklung. Diese Indikatoren sind wichtige Entscheidungshilfen für Unternehmen, Finanzinstitute und private Haushalte bei der Planung von Investitionen, Konsum und Ausgaben. Prognosen über die gesamtwirtschaftliche Entwicklung sind auch die wichtigste Weichenstellung für wirtschaftspolitische und regulatorische Entscheidungen. Auch für Banken sind diese exogenen Faktoren ein wichtiger Bestandteil ihrer Geschäftsentwicklung. Ob Ertragsentwicklung, Risikorücklagen, Zinsmarge oder Kreditvergabe - jede Aktivität einer Bank wird stark von der Entwicklung der relevanten ökonomischen Parameter beeinflusst. Das Verständnis der Entwicklung dieser Parameter hilft, die Banken und ihre Entscheidungen besser zu verstehen und das Geschäftsmodell zu stabilisieren.
Nach einem Rückgang um 0,3 Prozent im vergangenen Jahr wird das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt laut ifo-Institut in diesem Jahr stagnieren. Entsprechend wird im Jahresdurchschnitt 2024 eine Stagnation der deutschen Wirtschaftsleistung erwartet, die von weiteren Abwärtsrisiken geprägt ist. Im Marktkonsens signalisiert diese Entwicklungstendenz eine leichte Rezession. Für das Jahr 2025 liegt die Prognose bei einem Plus von 0,8 Prozent, für das Jahr 2026 bei plus 1,3 Prozent.
2023 wird als Wendepunkt der europäischen Bankenlandschaft eingestuft. Mit der Zinswende der EZB konnten Banken im vergangenen Jahr europaweit ihre Zinserträge um 82 Prozent steigern und die Zinsmarge um 0,15 Prozentpunkte ausweiten. Die allgemeine Ertrags- und Finanzlage der europäischen Banken stabilisierte sich damit spürbar. Für viele Banken hatte diese Entwicklung den weiteren Ausbau und die Stabilität der wachstumsfördernden Maßnahmen zur Folge. Das schließt auch die Modernisierung und Digitalisierung ihrer Leistungserstellung ein. Die Institute (unter anderem das ifo Institut) erwarten, dass die Inflation im laufenden Jahr mit 2,2 Prozent und 2,0 Prozent in den Jahren 2025 und 2026 wieder in der Nähe der EZB-Zielmarke liegen wird.
Im Bereich der privaten Nachfrage ist trotz der derzeit stabilen Beschäftigungslage auf dem Arbeitsmarkt mit verhaltenen Aussichten zu rechnen. Die gestiegene wirtschaftspolitische Unsicherheit sowie die rückläufige Auftragslage in Schlüsselindustrien belasten die Investitionstätigkeit der Unternehmen und wirken sich unmittelbar auf die Geschäftsentwicklung der Banken aus. Für 2025 prognostizieren Experten steigende Unternehmensinsolvenzen und eine moderate wirtschaftliche Erholung.
Für das Bankgeschäft impliziert diese Entwicklung, dass die Nettozinsmargen zwar im kommenden Jahr bei den meisten Banken sinken können, dafür jedoch das Kreditwachstum langsam wieder anziehen wird. Gleichzeitig wird erwartet, dass die Risikokosten für Kredite insgesamt eher steigen werden. Im Allgemeinen sind die Prognosen dennoch dahingehend, dass Banken auch 2025 noch solide Gewinne erzielen können.
Kunden- und Marktrends
Banken als Finanzintermediäre sind für die reibungslose Abwicklung und Funktion der Wirtschaft unverzichtbar. Obwohl ihr Ende oft prophezeit wurde, sind und bleiben sie die wichtigsten Säulen für eine funktionsfähige Wirtschaft. Ihre Position im Wettbewerbsmarkt, veränderte Kundenanforderungen sowie ihre Leistungserstellung sind jedoch Veränderungen und Dynamiken ausgesetzt, die die Attraktivität und Konkurrenzfähigkeit der Finanzinstitute stark beeinflussen. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Mit neuen Technologien und Innovationen verändern sich die Kundenerwartungen an Finanzdienstleister und stellen neue Ansprüche an Kundenservice, personalisierte Dienste und Effizienz. Damit muss das Banking der Zukunft digitaler, persönlicher und intuitiver sein und den neuen Effizienz- und Kostenansprüchen genügen. Datenbasierte Geschäftsmodelle und KI-geprägte Anwendungsfälle werden dabei eine wichtige Rolle spielen. Mit Data Analytics, Machine Learning, Open Banking oder Embedded Finance werden innovative Geschäftsmodelle möglich, die neue Potentiale für individuelle Bankdienste und -erlebnisse schaffen. Benutzerfreundlichkeit, die Integration und Einbindung von Drittdiensten, die Erfüllung hoher Sicherheitsanforderungen sowie die Automatisierung des Kundenservices einhergehend mit passgenauen Finanzdiensten, werden im Wettbewerb um den Kunden die Alleinstellungsmerkmale sein. Insbesondere die Dynamik der Entwicklungen im Bereich der KI-Anwendungen werden 2025 signifikante Innovationstreiber sein.
Die Treiber des Wandels im Banking
Herausfordernde wirtschaftliche Rahmenbedingungen, steigende Ansprüche an digitalisierte Finanzdienste, ein wettbewerbsintensives Umfeld und der stark regulierte Bankenmarkt erfordern eine fortlaufende Optimierung der Ertrags- und Kostenstruktur der Banken. Das stellt hohe Anforderungen an effiziente IT-Systeme und Infrastrukturen der Finanzinstitute. Laut der Bankenstudie 2024 von BearingPoint investierten europäische Banken mit 4,9 Prozent spürbar mehr in die Modernisierung ihrer Technologie als in den Jahren zuvor (2018, 2022 noch 3,3 Prozent). Diese Entwicklung dient als Indikator für die zunehmende Bedeutung der Digitalisierung im Bankwesen und unterstreicht die positive Tendenz der anhaltenden Transformation europäischer Banken.
Die Modernisierung der Vertriebskanäle, -prozesse und -systeme stellt dabei einen wichtigen Erfolgsfaktor dar und dient als Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb. Laut BearingPoint-Studie investieren sogenannte „Performer“ (CIR < 55 Prozent) im Bankensektor anteilig doppelt so viel in die Erneuerung und Optimierung ihrer Systemlandschaft wie sogenannte „Laggards“ (CIR > 55 Prozent). Die zukunftsfähige Gestaltung der IT-Systeme, einhergehend mit der Verbesserung der Datenverfügbarkeit, Datenqualität und Datenverarbeitung sowie des darauf aufbauenden Reportings, werden als entscheidende Alleinstellungsmerkmale gesehen.
Auch die Regulatorik wird weitere Maßnahmen erfordern - die Umsetzung der verschärften Anforderungen an Risikomanagement, Kapitalausstattung und nachhaltige Finanzprodukte erfordert umfangreiche Anpassungen in den System- und IT-Landschaften der Banken. Die zunehmende Digitalisierung und Regulatorik verändert zwar nicht den Kern des Bankgeschäfts, wohl aber die Art und Weise der Leistungserstellung. Für das Jahr 2025 ist zu erwarten, dass weitere Investitionen in moderne Systemlandschaften zur Differenzierung sowie zur Schaffung von Ertrags- und Kosteneffizienz notwendig sein werden.
Die Rolle von KI im Banking – Die Dynamik nimmt Fahrt auf!
Der Einsatz von generativer KI im Bankenmarkt ist einer der wichtigsten Technologietreiber für Innovationen im Banking. Mit zunehmendem Reifegrad der Anwendungen nimmt die Durchdringung und Skalierbarkeit von KI-basierten Lösungen im Banking deutlich zu. Die Zahl der Beispiele für den Einsatz von KI in Banken wächst stetig: Ob Bonitätsprüfung, Automatisierung manueller und repetitiver Prozesse, Einsatz von KI-Anwendungen in der Kundeninteraktion oder KI-gestützte Prozesse im Risikocontrolling oder der Betrugsprävention - es gibt kaum eine Bankanwendung, für die KI-Lösungen nicht denkbar wären.
Diese Entwicklung unterstreicht den Trend zu stärker personalisierten Dienstleistungen, datengestützter Entscheidungsfindung und agilen Prozessen im Bankgeschäft. Eine globale Studie hat ergeben, dass mittlerweile fast ein Drittel des Budgets für Investitionen in die Transformation des Kundenerlebnisses auf KI, maschinelles Lernen und generative KI (GenAI) entfällt. Rund 42 Prozent der Banken weltweit setzen demnach auf KI, um personalisiertere Kundenreisen zu ermöglichen, die das Kundenerlebnis verbessern und die Kundenbindung stärken.
Dabei erhoffen sich die Banken durch den zunehmenden Einsatz von KI-Lösungen auch eine höhere Innovationsdynamik, um neuen Kundenanforderungen, regulatorischen Vorgaben und dem steigenden Druck nach Ertrags- und Kosteneffizienz gerecht zu werden. Ein Großteil der Early Adopters im Bankensektor nutzt KI-Technologien für transaktionale Anwendungsfälle wie Kreditvergabe, Portfoliomanagement, Risikoanalyse, Wissenstransfer im Unternehmen sowie im Kundenservice. Dabei zeigt sich, dass mit zunehmender Transparenz über den Nutzen von KI-Anwendungen die Akzeptanz und Durchdringung deutlich steigt. Banken erhoffen sich dadurch eine schnellere Anpassungsgeschwindigkeit an sich verändernde Markt- und Kundenanforderungen.
Fazit
2025 wird für Banken ein spannendes Jahr. Neue Kunden- und Markttrends, technologische Entwicklungen, Regulierung und ein herausforderndes wirtschaftliches Umfeld werden wichtige Impulse für die geschäftspolitische Ausrichtung der Institute geben. Getreu dem Zitat von Peter Drucker - “The best way to predict the future is to create it“ - können Banken den Wandel aktiv mitgestalten und ihre Geschäftspolitik auf Wachstum und Stabilität ausrichten. Die Fähigkeit, sich mit innovativen Technologien an veränderte Rahmenbedingungen und turbulente Zeiten anzupassen, wird helfen, steigenden Effizienzanforderungen, regulatorischen Herausforderungen und neuen Kundenbedürfnissen gerecht zu werden.