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Was ist ein bAV-Standardprodukt?

Mein Blog-Beitrag orientiert sich an folgender Definition: Ein bAV-Standardprodukt ist eine Anlagemöglichkeit in der betrieblichen Vorsorge, die gesichert durch staatliche Vorgaben und Beaufsichtigung für den Großteil aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geeignet ist.

Was sind die Vorteile?

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wird eine Möglichkeit zum Aufbau einer betrieblichen Zusatzrente geboten, von der sie ausgehen können, dass diese Auswahl qualifiziert ist. Dies erleichtert die Entscheidungsfindung bei unentschlossenen oder überforderten Arbeitnehmenden. Sie können darauf vertrauen, dass das Standardprodukt grundlegende Voraussetzungen erfüllt, um sinnvoll für die Rentenphase anzusparen. Individuelle Beratung ist bei Bedarf weiterhin möglich, um Anpassungen entsprechend persönlicher Bedürfnisse vorzunehmen.

Arbeitgeber haben die Möglichkeit, Aufwände zu reduzieren, indem sie ihren Beschäftigten das Standardprodukt zur Verfügung stellen und sich nicht weiter mit Produkt- und Anbieterauswahl beschäftigen müssen. Das verringert die Verwaltungsaufwände und kann gerade in kleinen Unternehmen hilfreich sein. Darüber hinaus schafft die kollektive Administration Potenziale zur Effizienzgewinnung durch einheitliche Verwaltungstools und Standardprozesse. Sowohl bei Arbeitgebern als auch beim Anbieter des Standardprodukts selbst.

Skaleneffekte bei der Anlage ermöglichen es, relative Kosten zu senken und damit kostengünstige Renditemöglichkeiten zu eröffnen. Vertriebs- und Marketingkosten fallen somit weniger ins Gewicht und die Rendite kann ohne zusätzliches Risiko erhöht werden, wodurch mehr Kapital in der Rentenphase zur Verfügung steht.

Welche Kriterien sollte ein Standardprodukt erfüllen?

Wie der Name bereits ausdrückt, sollte das Standardprodukt für eine möglichst breite Masse zugänglich und passend sein. Gleichzeitig muss eine solche Standardlösung hinreichend verständlich sein, um einerseits den Erklärungsbedarf zu minimieren und andererseits das Vertrauen in das Produkt zu erhöhen.

Transparenz ist dabei ein wichtiger Faktor und umfasst beispielsweise die übersichtliche Offenlegung von Kosten und beinhalteter Vermögenswerte. Eine Trennung vom Staatsvermögen sollte strikt verankert werden, um das Vertrauen der Bürger zu stärken und somit vor kurzfristigen Entscheidungen geschützt zu sein.

Von einer Beitragsgarantie ist abzusehen, da diese aufgrund des anhaltend niedrigen Zinsumfeldes für starke Einschränkungen in der Anlage sorgen würde. Eine niedrige Profitabilität wäre die Folge. Die relative Sicherheit könnte durch große weltweite Streuung der Vermögenswerte und den Status als Sondervermögen erhöht werden. Darüber hinaus sorgt eine schrittweise Anpassung des Risikoprofils dafür, dass die Stabilität des Rentenkapitals vor Rentenbeginn und in der Rentenphase steigt.

Eine Übertragbarkeit des angesparten Altersvermögens auf andere Altersvorsorgeprodukte schafft zusätzliche Flexibilität.

Neuseeland als Positivbeispiel

Neuseeland ist ein gutes Beispiel für die Einführung eines Standardproduktes. Hier liegt die Verwaltung der Beiträge bei bewährten Finanzinstituten, wie Banken und Versicherungen. Diese entwickeln Produkte entsprechend der regulatorischen Vorgaben und werden von der zuständigen Behörde beaufsichtigt. Alle sieben Jahre wird in einem Ausschreibungsverfahren der günstigste Anbieter ermittelt, der die Verwaltung des Produkts übernimmt. Dieser Wettbewerb sorgt für Innovationsdruck und verhindert, dass ein Monopol der Altersvorsorge beim Staat selbst entsteht.

Ein staatliches Portal ermöglicht Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einen übersichtlichen Vergleich der zugelassenen Produkte hinsichtlich relevanter Kennzahlen wie Rendite und Kosten.

Das Thema Nachhaltigkeit

Hier kann ein Standardprodukt Vorreiter sein und Anlagen tätigen, die sich zum Beispiel an ESG-Kriterien (E=Environment, S=Social, G=Governance) oder -Indizes orientieren. Dies kommt nicht nur dem Planeten, sondern gleichzeitig auch späteren Betriebsrentnern durch zusätzliche Rendite zugute. Unter anderem, weil Umweltrisiken minimiert werden und ESG-Unternehmen mit einer hohen generellen Qualität – bezogen auf beispielsweise Bilanzen, Produkte und Kunden – korrelieren.

Durch die Marktmacht und Signalstärke eines so großen Anlagevehikels werden Unternehmen und Akteure am Kapitalmarkt mittelbar dazu bewegt sich umweltfreundlicher, sozialer und positiver in der Unternehmensführung aufzustellen. Denn der Kapitalmarkt dient ihnen zur Finanzierung ihrer Tätigkeiten und sie haben ein Interesse daran, dies möglichst zu attraktiven Konditionen in Form von Fremdkapital (Aktien) und Eigenkapital (Anleihen) zu tun.

Verschiedene Verbraucherumfragen unterstreichen die Relevanz von Nachhaltigkeit bei der Altersvorsorge. Große Teile der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wählen eine grüne bAV, wenn sie die Option haben und dies seitens ihres Arbeitgebers entsprechend kommuniziert wird.

Fazit

Ein Standardprodukt in der bAV kann dabei helfen, den Lebensstandard heutiger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Alter zu sichern, ohne dass hoher Verwaltungsaufwand bei Arbeitgebern entsteht. Mit einem innovationsfördernden Wettbewerb kann mithilfe automatisierter Administration eine solide Anlagemöglichkeit geboten werden. Diese baut auf den Kompetenzen erfahrener Finanzinstitute auf und nutzt Skaleneffekte.

Parallel kann ein Beitrag zu einer positiven Entwicklung durch die gezielte Anlage am Kapitalmarkt geleistet werden und damit die finanzielle wie allgemeine Zukunft verbessert werden.

Bild Frederik Julius  Szmania

Autor Frederik Julius Szmania

Frederik Julius Szmania ist als Consultant in der Line of Business Insurance bei adesso tätig. Seit 2017 besitzt er Branchenkenntnisse des Finanzdienstleistungs- und Versicherungssektors und bringt diese in Digitalisierungsprojekten als Business Analyst ein. Darüber hinaus gestaltet er die Community of Practice bAV aktiv mit.

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