Menschen von oben fotografiert, die an einem Tisch sitzen.

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Kaum ein führendes deutsches Unternehmen verpasst es, das Thema Nachhaltigkeit als zentralen Punkt in der Unternehmensstrategie zu verankern. Und ihr kennt es sicherlich selbst aus eurem eigenen Unternehmen nur zu gut.

Ein Umdenken hat die letzten Jahre geprägt und Beispiele für die Vielfalt von Nachhaltigkeitsaspekten gibt es mitunter in allen Branchen: ganz gleich, ob der Einzelhandel die Plastiktüten verbannt, der Chemiekonzern auf nachhaltige Rohstoffe setzt oder das Fußballstadion mit Solardächern ausgestattet wird.

Das Ziel ist fast immer identisch: Emissionen vermeiden, wenigstens reduzieren oder, wo das nicht geht, zumindest kompensieren. Viele Unternehmen haben sich auf die Fahne geschrieben, binnen der nächsten Jahre klimaneutral zu agieren. Ein wichtiger Aspekt wird meines Erachtens häufig außer Acht gelassen: das Marketing. Im Marketing sprechen wir über Nachhaltigkeit, wir klären auf und leisten dadurch einen wichtigen Beitrag zum Bewusstsein für Nachhaltigkeit. Vielleicht werden mitunter sogar weniger Printmedien produziert als noch vor wenigen Jahren. Ob dies mit dem tiefen Wunsch nach Klimaneutralität zu tun hat oder an einem sich wandelnden Nutzungsverhalten liegt, sei hier mal dahingestellt. So oder so: Der Kommunikationskanal Nummer eins ist im Marketing in der Regel im Digitalen zu finden.

Daher drängt sich die Frage auf: Was tun wir denn, um digitale Touchpoints klimafreundlicher werden zu lassen?

Um die Hebelwirkung digitaler Nutzung zu begreifen, brauchen wir nur einen flüchtigen Blick darauf zu werfen, welche digitalen Berührungspunkte ein Unternehmen heutzutage im Mindestmaß betreibt:

  • Unternehmensinterne digitale Touchpoints (Beispiele)
  • Office-Anwendungen
  • Intranet
  • Digital Signage, beispielsweise in der Kantine
  • Unternehmensexterne digitale Touchpoints
  • Websites
  • Apps
  • Marketing-Maßnahmen

Jeder dieser Touchpoints wird tagtäglich hundertfach von unzähligen Mitarbeitenden sowie Kundinnen und Kunden aufgerufen und aktiv genutzt. Jede Nutzung von digitalen Inhalten hat aber auch immer einen Energieverbrauch zur Folge. Sei es für Rechenleistung der Prozessoren, für das lichtemittierende Endgerät oder das empfangene Funksignal. Wie so oft zeigt sich die Menge nicht beim Einzelnen, sondern erst in der großen Masse.

In den vielen Gesprächen der letzten Monate zum Thema Nachhaltigkeit habe ich eindringlich lernen müssen, dass vielen Menschen nicht bewusst ist, wie die Nutzung dieser Touchpoints ebenfalls beim Wandel zu einer klimaneutralen Organisation beitragen kann und muss.

Was können wir also tun, um digitale Touchpoints nachhaltiger werden zu lassen?

Unter dem Dach „adesso Green Digital“ fassen wir die drei wichtigsten Aspekte der digitalen Nachhaltigkeit zusammen: Green User Experience, Green Coding und Green Tech Stack, die ich euch im Folgenden näher erkläre.

Green User Experience

Viele Aspekte, die wir aus der User Experience kennen, helfen, aktiv Energie einzusparen. Wer es schafft, dass Nutzerinnen und Nutzer schneller, sprich mit weniger Klicks, zum Ziel oder zur gewünschten Information gelangen, spart das Empfangen und Anzeigen von unnötigen Informationen. Wer auf den Einsatz von großen Bildwelten verzichtet, spart ebenfalls Ladekapazitäten. Und diejenigen, die den von vielen Smartphones bekannten „Dark Mode“ nutzen, haben gleichzeitig die Chance, Strom zu sparen.

Selbstverständlich sind diese Beispiele nur erste Schritte. Sie zeigen aber eindrucksvoll, wie einfach es manchmal sein kann, auch in der digitalen Welt klimafreundlicher zu agieren.

Ideal erscheint mir, allen Anwenderinnen und Anwendern die Wahl zu lassen: Möchtet ihr energieeffizient arbeiten, indem ihr den Dark Mode nutzt? Möchtet ihr Strom sparen, indem ihr auf ladeintensive Videos verzichtet?

Doch es gibt auch noch „Unter der Haube“-Aspekte der Nachhaltigkeit, die wir betrachten sollten. Dazu zählen:

Green Coding

Häufig basieren Anwendungen auf sogenannten Frameworks. Also Code-Bibliotheken, die es ermöglichen, in einer maximal kurzen Entwicklungszeit auf bestehende Funktionen zurückzugreifen. So weit – so gut. Wie der Begriff „Bibliothek” vermuten lässt, finden sich nicht selten nur eine oder zwei Funktionen, sondern gleich viele hundert. Obwohl die überwiegende Mehrheit der Funktionen häufig gar nicht benutzt wird, werden sie mitgeladen und manchmal auch mitverarbeitet. Ihr habt es sicherlich schon erraten, auch das verbraucht unnötig Energie.

Der geringe Mehraufwand in der Programmierung lohnt sich: Die Anwendungen sind schneller, leichtgewichtiger und mitunter nicht so komplex. Nicht zuletzt sind rechenintensive Applikationen für Nutzerinnen und Nutzer ohnehin schon eine Qual, da sie meist träge und behäbig in der Nutzung daherkommen. Doch insbesondere unter dem Aspekt der Energieeffizienz sollte auf eine gewissenhafte Entwicklung von Software geachtet werden. Zu guter Letzt ist auch die Technologieauswahl ein entscheidender Faktor.

Green Tech Stack

Hervorzuheben sind die Cloud-Technologien, die uns eine energieeffiziente und bedarfsgerechte Skalierung ermöglichen, ohne den Betrieb ständig unter Volllast zu halten. Wir setzen auf Plattformen mit einer nachhaltigen Technologie-Roadmap und konsequent auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Services. So können wir langfristig und ganzheitlich Digitalität mit nachhaltigen Konzepten gestalten und einen ökonomischen Betrieb gewährleisten.

Jeder Aspekt für sich – ganz gleich ob Green User Experience, Coding oder Tech Stack – bietet wertvolle Chancen, um digitale Touchpoints ressourcenschonend auszurichten.

Mein Appell richtet sich daher an alle, die einen Relaunch einer digitalen Applikation planen: Fordere Konzepte, die Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen! In eurer Verantwortung liegt es heute, den Grundstein für einen nachhaltigen digitalen Touchpoint von morgen zu legen.

Und selbstverständlich lassen sich die Emissionen einer Website, einer Mobile App oder eines Intranets auch einfach kompensieren. Noch besser wäre jedoch, den Energieverbrauch bereits zu Beginn so niedrig wie möglich zu halten.

Fazit

Ganz gleich, ob ihr in der IT oder im Marketing arbeitet, für Social Media oder Digital Marketing verantwortlich seid, ob ihr UX Designer oder Software Developer seid: Wir alle können zur Nachhaltigkeit digitaler Touchpoints beitragen. Und es liegt nun an uns, an mir und ab heute auch an euch, das Bewusstsein dafür in die Welt zu tragen.

Für viele Projekte bei adesso ist nachhaltiges Konzipieren, Gestalten und Programmieren mittlerweile selbstverständlich und wir teilen gerne unser Wissen rund um die vielfältigen Möglichkeiten mit dir. Sprich mich einfach an!

Bild Jens-Michael  Blümel

Autor Jens-Michael Blümel

Jens-Michael gestaltet seit über zwanzig Jahren die Digital Experience von morgen. Bei adesso leitet er die Bereiche User Experience und Brand Strategy. Gemeinsam mit seinem 65-köpfigen Team aus Concept Developern, Interface Designern und Software Engineers sorgt er dafür, dass die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und Heuristiken Einzug nehmen in die Lösungskonzepte unserer Kundinnen und Kunden. Aktuell fokussieren sie sich auf die dringlichen Themen der Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit.

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