2. August 2023 von Thomas Mickels
Multi-Channel-Publishing: ein Klick, fertig!
Das publizistische Kernprodukt von Verlagen wird zunehmend über unterschiedliche Kanäle konsumiert, die alle ihre speziellen Anforderungen und Möglichkeiten hinsichtlich Darstellung, Verfügbarkeit sowie Informationsgehalt und Aktualität haben. Dafür setzen viele Verlage unterschiedliche Softwaresysteme ein, unterhalten mehrere Redaktionen und nutzen zunehmend komplexer werdende Verlagsprozesse. Die Kosten dafür sind enorm hoch. Hinzu kommen abnehmende Abonnentenzahlen im Printbereich sowie steigende Papier-, Energie- und Zustellkosten. Junge Zielgruppen werden zudem nicht adäquat erreicht. Außerdem müssen hybride IT-Architekturen vor zunehmenden Angriffen auf geschäftskritische Infrastruktur geschützt werden.
Wäre es nicht sinnvoll, wenn Verlage Print-, Online- und Mobil-Kanäle mit nur einem System bedienen könnten? Welche Vorteile hinsichtlich Kosten, Effizienz und Betriebssicherheit könnten Verlage dadurch erzielen?
Der Verlag früher!
In der Vergangenheit folgten Verlage einem linearen Workflow, an dessen Ende die gedruckte Zeitung stand. Redakteurinnen und Redakteure mussten Artikel mit einer vorgegebenen Zeichenzahl erstellen, sodass die Personen, die das Layout machen, die Spalten und Seiten in der Blattplanung für die traditionelle Zeitung gestalten konnten, bevor diese dann gedruckt wurde. Dafür setzten Verlage klassische Print-Redaktionssysteme ein. Nachrichtenportale im Web wurden durch separate Online-Redaktionen mittels Content-Management-Systemen befüllt. Die klassischen E-Paper-Produkte – etwa die Print-Zeitung im PDF-Format – wurden im Worst Case über ein weiteres System zum Download bereitgestellt. Die Befüllung von mobilen Apps erfolgte schließlich über ein weiteres System.
Der gesamte Content, unabhängig vom Publikationskanal, musste mittels Archivsystemen gesichert werden, wobei der gesamte Prozess oft über heterogene Infrastrukturlandschaften betrieben wurde. Maximal komplex wurde die gesamte Systemlandschaft, wenn es sich nicht nur um einen Einzelverlag, sondern um eine Mediengruppe mit einer Vielzahl von Medienhäusern und unterschiedlichen Verlagsprodukten handelte. Schnell kamen dann Systeme in zweistelliger Höhe zusammen, für die Wartungs- und Lizenzgebühren fällig wurden. Die Infrastrukturkosten – sowohl für selbstbetriebene Systeme als auch für externe Dienstleister – erhöhten nicht nur die Betriebskosten, sondern die Kontrolle der Sicherheitsaspekte über verteilte Systeme erzeugte auch ein höheres Risiko.
Der Verlag heute!
In Verlagen wird viel über Künstliche Intelligenz (KI), Large Language Models (LLM) und ChatGPT geredet. Antizipative Werbeausspielung und Article Recommendation sollen Kundengruppen halten beziehungsweise neu erschließen.
Aber was ist eigentlich der Kern und damit die Basis des Verlages? Wo schlägt das Herz eines jeden Verlages? In der Redaktion, wo das redaktionelle Personal das journalistische Produkt tagtäglich neu produziert. Natürlich sind für die Zukunft der Verlage Themen wie KI, Machine Learning und Metadatengenerierung wichtig, aber mindestens genauso wichtig ist es, dem „Herzen“ der Verlage ein zukunftsweisendes Arbeitsumfeld zu schaffen. Das Arbeitsumfeld muss die Redakteurin beziehungsweise den Redakteur in ihrer/seiner Tagesarbeit optimal unterstützen, aber Medienhäusern auch Antworten auf Fragen zu Effizienzsteigerung, Kostensenkung sowie Erhöhung der Betriebssicherheit geben.
Aus diesem Grund kommen immer häufiger Multi-Channel-Publishing-Systeme zum Einsatz. Die historisch gewachsene Systemlandschaft mit den voneinander isolierten Redaktionssystemen wird so auf einer Plattform konsolidiert, um die Steuerung und Auslieferung von Websites sowie den Zeitungsproduktionsprozess inklusive App-Befüllung zentral koordinieren zu können. Multi-Channel-Publishing-Systeme bieten eine flexible Architektur und sind modular aufgebaut, um Inhalte medienneutral zu erstellen. Ein weiterer Vorteil ist die zentrale Datenhaltung solcher medienneutralen Inhalte. Der einzelne Inhalt kann nicht nur in verschiedenen Medien ausgespielt werden, sondern vielmehr können Verlage bei Bedarf übergreifend Themen und Content austauschen sowie kollaborativ bearbeiten. Somit geht es nicht nur um die einseitige Ausgabe von Inhalten, sondern auch um bidirektionale (Import und Export) Möglichkeiten. Multi-Channel-Publishing-Systeme decken alle Verlagsprozesse wie Themenplanung, Artikelverwaltung, Blattplanung, Agenturimporte, Bilddatenbanken sowie Archiv- und Honorarsysteme ab. Das redaktionelle Personal entscheidet auf Knopfdruck individuell pro Artikel nur noch, ob und in welcher Reihenfolge die Kanäle beliefert werden.
Eine zusätzliche Erleichterung für die Integration in die Tagesarbeit und bestehende Systemarchitektur bieten browserbasierte Multi-Channel-Publishing-Systeme. Egal mit welchem Gerät und von welchem Ort eine Redakteurin oder ein Redakteur arbeiten möchte, es ist ganz einfach: Browser öffnen, anmelden und es kann losgehen!
Die Ergebnisse: Effizienz steigern, Kosten reduzieren, Sicherheit erhöhen
Durch den Einsatz eines zentralen Multi-Channel-Publishing-Systems für den crossmedialen Workflow werden Prozesse effizienter gestaltet, die Anzahl von Schnittstellen wird minimiert, die Content-Erstellung kanalunabhängig und die kollaborative Zusammenarbeit verlagsübergreifend gefördert. Kundenspezifische Produktionsprozesse, die bei jedem Verlag existieren, können entweder integriert oder auch flexibel angepasst werden. Außerdem wird die Betriebssicherheit erhöht und Kosten werden gesenkt.