19. Januar 2017 von Bernhard Rawein
Digitalisierung von Marketing und Vertrieb mit Microsoft Teil 3
Self-Service BI
Der Nutzen für den Anwender
In manchen Unternehmen funktioniert die Erstellung von Berichten und Analysen heute immer noch wie ein Kleinprojekt: Erst der Antrag mit Anforderungsdefinition, dann die Entwicklung durch die IT und schließlich die Abnahme durch den Fachbereich.
Für den Antragsteller bleibt agiles Arbeiten mit dem oft als „Technical BI“ bezeichneten Ansatz jedoch ein Wunschtraum.
Self-Service BI dagegen ist wie ein gut bestücktes Buffet beim Mittagessen: Die Speisen sind fertig gegart und die Gäste stellen sich ihre individuelle Auswahl zusammen. Ob der Gast mit dem Nachtisch oder der Suppe beginnt, bleibt ihm überlassen. Ebenso kann er auch beides zusammen auf den Teller legen bzw. schütten.
Die benötigten Auswertungen stehen so innerhalb kürzester Zeit und in der Form zur Verfügung, wie sie vom Anwender oder vom Fachbereich benötigt werden.
Klingt fast zu einfach – wo ist der Haken?
Als die Idee des Self-Service BI vor einigen Jahren ihren Hype erlebte, konnten die jeweiligen Umsetzungen die Erwartungen bei weitem nicht befriedigen. Gerade weil − wie so oft − der Teufel im Detail steckte. Die ersten Initiativen von Self-Service BI verfolgten den Ansatz, die Arbeit der Berichtserstellung von den Fachbereichen bzw. Endanwendern selbst machen zu lassen, indem ein lesender Zugriff auf Systeme und Datawarehouses erteilt wurden. Dem Fachbereich wurden ebenfalls die Tools zur Berichtserstellung zur Verfügung gestellt.
Übertragen auf unser Buffet bedeutet dies, dass den Gästen die Zutaten und Kochgerätschaften zur Verfügung stehen und sich jeder sein Menü selbst kochen kann – ein schnelles Mittagessen sieht anders aus.
Weiterhin blieben in den ersten Ansätzen wichtige Aspekte der Governance unberücksichtigt, die für heutige Self-Service BI Initiativen unerlässlich sind:
Bedienfreundlichkeit
Die Anwender der Tools sind Fachexperten und keine Entwickler. Daher müssen die Tools für die Erstellung von Analysen und Berichten eine flache Lernkurve und eine gute Anwenderunterstützung bereitstellen.
Wiederverwendbarkeit
Self-Service BI lebt davon, schon bestehende sowie und geprüfte Informationen und Visualisierungen wiederzuverwenden und sie in den aktuellen, eigenen Kontext einzubringen. Eine Auswertung für den Umsatzverlauf des Unternehmens als Human-Resources-Mitarbeiter neu zu erstellen, nur um diesen in Verbindung mit der Fluktuationsrate der Mitarbeiter darzustellen, ist der falsche Ansatz von Self-Service BI. Die relevante Kachel mit dem Umsatzverlauf mit wenigen Mausklicks in das eigene Dashboard zu integrieren, ist hingegen das richtige Vorgehen.
Datensicherheit
Aus Sicht eines Unternehmens muss auch bei Self-Service BI sichergestellt sein, dass Daten und Kennzahlen auf den unterschiedlichsten Hierarchieebenen nur dem jeweils berechtigten Personenkreis zur Verfügung stehen. Dabei darf die Verantwortung für die Datensicherheit nicht bei den Berichtserstellern „abgeladen“ werden, sondern bleibt meist in der Zuständigkeit einer zentralen Instanz.
Vom Hype zum Boden der Tatsachen
Inzwischen sind einige Jahre vergangen und aus dem anfänglichen Hype ist ein solider Ansatz geworden – im Gartner Hype Cycle scheint mittlerweile das Plateau der Produktivität erreicht.
Neu auf dem Markt verfügbare Werkzeuge, wie z.B. Microsofts PowerBI, stellen nicht nur die benötigte einfache Bedienung bei der Erstellung von Berichten und Dashboards zur Verfügung, sondern überzeugen auch durch eine breite Palette an unterschiedlichen Visualisierungen und eine Vielzahl unterstützter Datenquellen.
Doch der Tool-Ansatz alleine ist auch mit den modernen Werkzeugen nicht ausreichend – der richtige konzeptuelle Ansatz für die Umsetzung von Self-Service BI ist nach wie vor ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste, Erfolgsfaktor.
Welche Erfahrungen habt ihr mit Self-Service BI gemacht? Ich freue mich auf eure Kommentare.