Illustration Blockchain

adesso Blog

In den ersten beiden Teilen dieser Blogserie wurde die Entwicklung der Blockchain-Fintechs seit der Entstehung des Bitcoins aufgezeigt. Wir haben gesehen, wie sehr sich dieser Sektor entfalten und etabliert hat. Zudem konnte sich die Schweiz dank der frühzeitig gesetzten regulatorischen Weichen der FINMA als führende Krypto-Nation positionieren. Was machen die Schweizer Banken im Bereich Blockchain? Dieser Frage gehen wir in diesem letzten Teil der Blogserie nach.

Zunehmend erlauben Banken den Kunden den Erwerb und die Verwaltung von digitalen Vermögenswerten. Dies eröffnet der Kryptowelt langsam den Zugang zum Massenmarkt: Aus dem Hype wird nun Mainstream. Schauen wir uns einige Krypto-Beispiele aus der Schweizer Bankenszene an aus den letzten 3 Jahren:

UBS

Einen ersten Blockchain-Versuch wagte die Universalbank UBS, indem sie ihren Kunden die Plattform We.trade eröffnete, um internationale Handelsgeschäfte effizient und ohne Papierkrieg abzuwickeln. Diese Plattform wurde von IBM und einem Dutzend europäischen Banken mitfinanziert.

Des Weiteren hat die UBS ein Proof-of-Concept erfolgreich abgeschlossen, das den vollständigen Vertrieb von Investmentfonds auf der Blockchain ermöglichte. Dabei nutze sie die Plattform von FundsDLT.

Credit Suisse

Auch die Credit Suisse plant mit FundsDLT, den Fondsvertrieb auf die Blockchain zu bringen. In einer Zusammenarbeit mit dem Blockchain Startup Taurus tokenisierte die Credit Suisse die Aktienanteile eines Alpenresorts. Durch die Digitalisierung der Aktien wurde das Kapitalmanagement in Hinblick auf einen bevorstehenden Sekundärhandel (Kauf/Verkauf der Aktie) vereinfacht.

Auf dieser Erfahrung möchte die Credit Suisse nun aufbauen und ihr Produkt- und Dienstleistungsangebot erweitern, in dem sie das Potential für Digital Assets über alle Geschäftsbereiche hinweg analysieren wird.

ZKB

Auch die ZKB konnte erfolgreich mit FundsDLT den Handel von Fondsanteilen auf der Blockchain ausüben.

Raiffeisen

Die Raiffeisen Bank startete das Experiment einer Krypto-Wallet, um Ihren Kunden ein Sparkonto für Kryptowährungen zu ermöglich. Trotz der erfolgreichen Aussichten stoppte die Bank dieses Experiment. Es existiert jedoch eine App, mit der Kryptowährungen versendet oder empfangen werden können, aber sie erlaubt nicht den direkten Kauf.

Hypothekarbank Lenzburg (Hypi Lenzburg)

Mit der lancierten Open-Banking-Plattform Finstar ist es möglich, digitale assets tokenisiert und sicher aufbewahrt werden. Die Hypothekarbank Lenzburg wird in diesem Bereich ihr Angebot zukunftsweisend erweitern.

Berner Kantonalbank

Die Berner Kantonalbank BEKB strebt eine Lösung an, welche die gesamte Prozesskette von der Ausgabe über den Handel bis hin zur Verwahrung von tokenisierten Vermögenswerten auf der Blockchain abbildet. Dies will sie in Zusammenarbeit mit der Hypi Lenzburg, der Open-Banking-Plattform Finstar (Verwahrung von Digital Assets) und Daura (Legaltech-Unternehmen für die Schaffung eines digitalen Aktienbuches) erreichen. Dieser digitale Marktplatz hat die BEKB dann Ende 2021 auch tatsächlich eingeführt.

Julius Bär

Die Privatbank Julius Bär ist mit der SEBA Bank eine Partnerschaft eingegangen, um ihre Plattform zu nutzen. Dadurch kann Julius Bär ihren Kunden ein breites Angebot an digital asset Dienstleistungen anbieten. Die Bank ist sich bewusst, welches Potential sich auch im Bereich DeFi verbirgt. Dies spiegelt sich in ihrer Strategie 2022-2025 wider. Sie plant in den kommenden Jahren die digitalen Vermögenswerte im Kontext der Vermögensverwaltung weiterzuentwickeln.

Bank Vontobel

Die Bank Vontobel lancierte 2019 das Digital Asset Vault – eine Depotlösung für digitale Vermögenswerte, welche die geforderten Standards der Regulierungsbehörden erfüllt. Das Tool ermöglicht das Anbieten von mehreren Krypto-bezogenen Dienstleistungen wie den Kauf, Übertragung und Aufbewahrung digitaler Vermögenswerte. Die Bank vertreibt dieses Tool an andere Banken und Vermögensverwaltern. Im gleichen Jahr lancierte die Bank auch strukturierte Produkte auf der Blockchain.

BKB/CLER

Im Jahr 2021 war die Einführung eines Kryptohandels- und Verwahrungsdienstleistungen für die Kunden von BKB/Bank Cler geplant. Jedoch wurde das Projekt gestoppt, um sich auf andere, strategische Bereiche zu konzentrieren.

Swissquote

Die online Bank Swissquote bietet bereits den Handel von Kryptowährungen und strukturierten Produkten an und erweitert ihr Angebot stetig aus. Sie ist sehr bestrebt, sich in diesem Bereich strategisch zu positionieren, in dem sie noch in diesem Jahr eine eigene Kryptohandelsplattform eröffnen möchte. Sie zielt darauf ab, ihre Infrastruktur anderen Banken anzubieten, die später in diesem Geschäftsfeld folgen werden. Eine solche Infrastruktur aufzubauen ist kostspielig, daher könnte dieser Use Case für die Swissquote aufgehen.

PostFinance

In Zusammenarbeit mit der Swisquote führte die PostFinance eine App ein – die Yuh-App – mit der ihre Kunden eine Auswahl an Kryptowährungen handeln können. Damit nicht genug, die PostFinance rief ihren eigenen digitalen Coin ins Leben, den Swissquoin (SWQ). Speziell an diesem Coin ist, dass er nur an Wert gewinnen kann. Dies wird ermöglicht, in dem monatlich ein Betrag pro Yuh-Kunde in SWQ reinvestiert wird. Somit steigert sich der Wert mit der steigenden Zahl der Yuh-Nutzer. Die PostFinance wird ihr Angebot im Bereich Digital Assets gewiss weiter ausbauen.

Sygnum

Sygnum war eine der ersten Digital-Asset-Banken der Welt mit der Schweizer Banklizenz. Dieses ermöglicht institutionellen und privaten Anlegern in die digitale Asset-Wirtschaft zu investieren.

SEBA Bank

Die zweite, lizenzierte, Schweizer Kryptobank schlägt die Brücke zwischen digitalen und traditionellen Vermögenswerten. Kunden können traditionelle und digitale Vermögenswerte an einem Ort anlegen, verwahren, handeln und leihen sowie Tokens ausgeben.

SIX/SDX

Ende 2021 lancierte die Schweizer Börse SIX ihre eigene Plattform für den Handel von tokenisierten Vermögenswerten: SDX, SIX Digital Exchange.

Mitte der 1990er, als die SIX entstanden ist, ermöglichte sie den Handel von Investmentprodukten elektronisch. Das Clearing, Settlement und die Verwahrung folgten ausserhalb von SIX. Die neue Plattform SDX vollzieht all diese Schritte gleichzeitig. Die Schweizer Börse hat als erste weltweit eine ganzheitliche Plattform für tokenisierte Vermögenswerte geschaffen – dazu noch in einem regulierten Umfeld.

Diese Beispiele zeigen, dass namhafte Banken erste Versuche mit der Blockchain-Technologie gestartet haben und nach interessanten Anwendungsfälle forschen. Viele haben das Potential dieser Technologie bereits erkannt und bieten ihren Kunden erste Produkte und Dienstleistungen an. Andere wiederum haben die Entwicklung in diese Richtung fest in ihrer kurzfristigen Strategie verankert. Es gibt aber auch Banken, die Innovationen in diesem Bereich vorerst meiden und lieber das Geschehen auf dem Markt verfolgen möchten, um allenfalls irgendwann als Smart Follower einzusteigen.

Wie werden sich die Banken im Bereich Blockchain in den kommenden Jahren weiterentwickeln?

Die aktuellen Trends haben gezeigt, dass die ersten Banken sich in das Geschäftsfeld der Digital Assets wagen. Sei es durch das Angebot vom Handel mit Kryptowährungen, der Tokenisierung von Vermögenswerten oder dem Handel und Verwahren von Digital Assets. Wie wir an den obigen Beispielen gesehen haben, nutzen die meisten Banken dafür Drittanbieter mit der entsprechenden Infrastruktur.

Einige dieser Banken werden in einem weiteren Schritt ihre eigene technologische Plattform aufbauen und für ihre Kunden ein eigenes Angebot an digitalen Vermögenswerten oder Dienstleistungen für Krypto-Produkten entwickeln. Möglich ist auch ihre eigene Plattform, Dienstleistungen oder Produkte zu kapitalisieren. Die Bank Vontobel macht dies bereits mit Digital Asset Vault wie auch die beiden Kryptobanken Sygnum und SEBA. Auch von der Swissquote haben wir Bestrebungen in diese Richtung gesehen.

Letztlich wird sich das Geschäft mit Kryptoprodukten respektive die Verlagerungen des traditionellen Bankengeschäfts in die Blockchain-Technologie soweit entfalten haben, dass ein blühendes Ökosystem zwischen Banken, Technologieunternehmen und Kunden entstehen wird. Dann wird DeFi nicht nur eine theoretische Vorstellung des künftigen Bankings sondern Realität geworden sein. Eine Realität, welche die Vorteile der Kosteneffizienz, Sicherheit und der Transparenz mit sich bringt dank der Blockchain-Technologie.

Ein weiterer Trend, der sich bereits abzeichnet und in den kommenden Jahren konkretisieren wird, ist die Herausgabe von digitalen Zentralbankwährungen. Die Abbildung zeigt, welche Zentralbanken sich weltweit in welcher Phase befinden mit der Erforschung und Entwicklung einer Digitalen Zentralbankwährung.

Heutiger Status der digitalen Währungen der Zentralbanken (Stand August 2022)

Status der digitalen Währungen der Zentralbanken

Quelle: CBDC Tracker (www.cbdctracker.org)

Zentralbankwährungen weltweit

Die erste digitale Zentralbankwährung wurde bereits im November 2021 in Afrika ins Leben gerufen: Nigeria hat aufgrund der Popularität von Kryptowährungen und dadurch der Abwertung der Landeswährung Naira den Handel von Kryptowährungen verboten. Dafür führte die nigerianische Zentralbank die staatliche Digitalwährung eNaira ein. Der eNaira soll parallel zum Naira existieren und Finanztransaktionen für alle Schichten der Gesellschaft einfacher und nahtloser machen. Auch die Bahamas haben mittlerweile eine Zentralbankwährung eingeführt, den Sand Dollar.

Die Schweizer Nationalbank forscht seit 2 Jahren am E-Franken. Im 2020 wurden zwei Machbarkeitsstudien für die Emission einer digitalen Zentralbankwährung und der Abwicklung tokenisierter Vermögenswerte mit dieser digitalen Zentralbankwährung erfolgreich abgeschlossen. Trotzdem wird der E-Franken für den Konsumenten nicht eingeführt. Vorrangig wäre der Digitale Franken für Kreditgeschäfte zwischen Geschäftsbanken im In- und Ausland vorgesehen gewesen (Effizienzsteigerung). Bisher ist eine konkrete Einführung des E-Franken durch die Schweizer Nationalbank nicht geplant.

Konkreter geht es bei der Europäischen Zentralbankvoran: der Digitale Euro soll bis im 2026 eingeführt werden. Damit kann der Normalverbraucher gewöhnliche Zahlungen tätigen wie mit dem Euro. Vorstellbar ist, über eine Wallet den digitalen Euro aufzubewahren und via App eine Zahlung in einem Laden direkt und in Echtzeit via Digitalen Euro abzubuchen.

Warum diese weltweite Bemühung um eine Digitale Zentralbankwährung, wenn es bereits eine grosse Auswahl an Kryptowährungen gibt? Womöglich genau deswegen: Es könnte sein, dass sich die Zentralbanken – wie auch traditionelle Banken –bedroht fühlen durch diese disruptiven Newplayers wie den Kryptowährungen und Stablecoins. Eine Digitale Zentralbankwährung könnte dabei helfen, nicht übergangen zu werden und weiterhin eine Rolle im Finanz-Ökosystem zu spielen.

Hier kommt Blockchain ins Spiel

In unserer dreiteiligen Blogserie zum 15-jährigen Geburtstag von Bitcoin und der Blockchain-Technologie haben wir aufgezeigt, dass diese Technologie weit über das Bitcoin-Zahlungssystem und dem Handel von Kryptowährungen hinaus geht. Mit dieser Technologie ist es möglich, die gesamte Finanzwelt dezentral in der digitalen Welt neu abzubilden. Aber auch anderen Geschäftsfeldern eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten durch den Einsatz von smart contracts oder NFT’s auf der Blockchain. Diese neue Technologie steht in den Startlöchern für eine disruptive Veränderung. Sobald die ersten Geschäftsmodelle auf der Blockchain Erfolge im Massenmarkt zeigen, werden ganze Branchen folgen – so wie der E-Commerce in der Konsumgüterbranche vor 20 Jahren einen grundlegenden Wandel hervorgerufen hat.

Für diesen Wandel stehen bereits mehrere Blockchain-Unternehmen mit ihren Produkten und Services weltweit bereit. Wir haben im zweiten Blogbeitrag gesehen, dass sich vor allem die Schweiz zu einer führenden Kryptonation positioniert hat dank des innovationsfördernden Regulators. Der gesetzliche Rahmen ist bei neu aufkommenden Technologien wichtig, um Vertrauen auf beiden Seiten zu schaffen: beim Kunden wie auch beim Unternehmen. Dies begünstigt vermehrt die Akzeptanz von innovativen Technologien.

Aussichten für die Finanzwelt

Die Akzeptanz dieser Technologie ist in der Finanzwelt noch nicht ganz angekommen. Wir haben Beispie-le von diversen Schweizer Banken aufgezeigt, die erstmals nur mit dieser Blockchain-Technologie experimentieren und allfällige Anwendungsfälle für sich analysieren. Auch Zentralbanken auf der ganzen Welt befassen sich mit der Idee der digitalen Zentralbankwährung. Nur sehr wenige Banken in der Schweiz bieten ihren Kunden erste Produkte oder Services im Bereich Digital Assets an. Es sind vor allem First Mover Banken, die das Potential der Blockchain jetzt schon erkannt haben und sich frühzeitig einen Vorteil verschaffen wollen. Wir werden bereits in naher Zukunft sehen, wie sich das Finanzangebot auf der Blockchain auf dem Schweizer Bankenfeld entfalten und ausbreiten wird.

Die Blockchain-Technologie ist gekommen, um zu bleiben – so viel steht fest. Obwohl es bereits erste konkrete Anwendungsfälle und Geschäftsfelder gibt, ist die Technologie immer noch enorm am Evolvieren. Es gibt noch Schwachstellen wie der Energieverbrauch und die Skalierbarkeit, die zu überwinden sind, bevor die Blockchain sich im Massenmarkt etablieren wird.

Hinweis

Wir haben für Sie ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen erstellt.

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Bild Christina Mpakali

Autorin Dr. Christina Mpakali

Christina Mpakali ist Senior Banking Consultant und Teamleiterin von Business Consultants bei der adesso Zürich. Sie verfügt über langjährige Softwareprojekterfahrung im Bankenumfeld und besitzt eine höhere Ausbildung im Bereich Digitalisierung von Banken. Als Erweiterung dazu verfolgt Christina Mpakali die aktuellen Trends und Entwicklungen der Blockchain Technologie auf dem Markt, um ihre Kundinnen und Kunden künftig diesbezüglich beraten zu können.

Bild Alexander Eppenberger

Autor Alexander Eppenberger

Alexander Eppenberger ist Head of Business Line Banking der adesso Schweiz AG in Zürich. Sein Fokus liegt in den Themenbereiche Innovation, Change Management und digitale Transformation. Die Expertise umfasst Optimierung der Customer Journey, Verbesserung der Business Excellence mit KI und Cloud basierten Lösungen sowie Sicherstellung von Operational Readiness. Alexander Eppenberger hat Betriebswirtschaft an der Universität St. Gallen (HSG) studiert und unterstützt Finanzdienstleister mit der Bereitstellung einzelner Fachkräfte zu umfassenden Delivery Teams bis hin zur Validierung und Umsetzung disruptiven Produktlösungen von innovativen FinTechs.

Kategorie:

Branchen

Schlagwörter:

Banken

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