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Der Markt für Wasserstoff erlebt derzeit einen regelrechten Hochlauf. Laut einer Prognose aus September 2023 wird der Bedarf an Wasserstoff großer industrieller Kunden entlang der Rheinschiene bis 2030 voraussichtlich eine Million Tonnen pro Jahr erreichen. Das entspricht einem Energiebedarf von etwa 33 Terawattstunden pro Jahr. Der Nationale Wasserstoffrat hat ebenfalls ehrgeizige Prognosen für die Wasserstoffwirtschaft des Landes aufgestellt: Bis 2030 wird eine Elektrolyseleistung von mindestens zehn Gigawatt angestrebt, um den steigenden Wasserstoffbedarf zu decken. Der geschätzte Wasserstoffbedarf für 2030 variiert zwischen 45 und 90 Terawattstunden, wobei 50 bis 70 Prozent dieses Bedarfs durch Importe gedeckt werden könnten.

Zusätzlich strebt der Nationale Wasserstoffrat den Aufbau eines Wasserstoffkernnetzwerks mit einer Länge von rund 1.800 Kilometern an. Dieses Netzwerk soll es ermöglichen, Wasserstoff effizient und zuverlässig zu transportieren und zu verteilen.

Doch trotz dieser ehrgeizigen Pläne stehen der Branche eine Vielzahl an Herausforderungen bevor

Um den Erfolg der Wasserstoffwirtschaft sicherzustellen, ist es von entscheidender Bedeutung, eine klare Regulierung und einen tragfähigen Preisrahmen zu etablieren. Diese beiden Faktoren sind maßgeblich für die Entwicklung und das Wachstum der Wasserstoffindustrie verantwortlich.

Durch Regulierung muss sichergestellt werden, dass Umweltstandards und Sicherheitsvorschriften eingehalten werden, um potenzielle Risiken zu minimieren. Zudem sollte sie Investoren und Unternehmen klare Richtlinien bieten, um Vertrauen in den Markt zu schaffen. Einheitliche und transparente Vorschriften sind entscheidend, um die Komplexität der Wasserstoffproduktion, speicherung und -verteilung zu bewältigen. Dies schafft eine stabilere Grundlage für Investitionen und fördert die Innovation in der Branche.

Darüber hinaus ist es erforderlich, die Entwicklung von Zertifikaten, die die grüne Herkunft von Wasserstoff gewährleisten, voranzutreiben und diese zu finalisieren. Dies ist essenziell für den angestrebten Ausbau der „grünen Alternative“ und die hiermit verbundene Erreichung nachhaltiger Klimaziele. Bereits im vergangenen Winter wurde die Einführung eines Herkunftsnachweisregisters für Gas und Wasserstoff beschlossen. Voraussichtlich ab Januar 2024 soll es neben dem schon beim Umweltbundesamt bestehenden Herkunftsnachweisregister für Strom aus erneuerbaren Energien auch eines für gasförmige Energieträger geben.

Ein weiteres Problem besteht in der bisher begrenzten Transparenz hinsichtlich geplanter oder bereits bestehender Wasserstoffprojekte und der beteiligten Akteure. Die Koordination und die Zusammenarbeit innerhalb der Branche werden somit erheblich erschwert. Abhilfe schaffen können offen zugängliche Plattformen, die den Marktakteuren eine Möglichkeit zur Vernetzung und zum fachlichen Austausch bieten. Gemeinsam mit der Open Grid Europe (OGE) hat adesso die Plattform H2Connect entwickelt, die bestehende Wasserstoffproduzenten, -konsumenten und -projektvorhaben auf einer interaktiven Karte abbildet und so weiteren Marktteilnehmern oder Interessentinnen und Interessenten zugänglich macht. Ziele sind die Unterstützung eines transparenten Markthochlaufs und eine erhöhte Sichtbarkeit des europäischen Wasserstoffnetzwerks.

Es wird ersichtlich, dass die Branche vor allem Unterstützung beim Ausbau von Infrastrukturen benötigt. Sowohl auf physischer als auch auf digitaler Ebene. Denn die fehlende Vernetzung der Akteure macht sich nicht nur auf virtueller Ebene bemerkbar, sondern ist auch am bisher gänzlich fehlenden Wasserstoffnetz in Deutschland bemerkbar. Fehlende Strukturen müssen ausgebaut und effizient genutzt werden. Mit adesso als Digitalisierungspartner wird die Wasserstoff- Tauglichkeitsuntersuchung der Gasnetze der OGE ermöglicht: Durch die intelligente Aufbereitung der zum Teil über 80 Jahre alten Bauakten konnte die gesamte technische Dokumentation des Unternehmens digital nutzbar gemacht werden. Die Identifikation und die Extraktion relevanter Detailinformationen aus den Dokumenten bilden die Grundlage für die Erstellung einer umfangreichen Datenbank. Diese wiederum kann mittels intelligenter Clusteranalysen ausgewertet werden und ermöglicht die Bestimmung der Wasserstofftauglichkeit der einzelnen Leitungen.

Eine durch die intelligenten Clusteranalysen geschaffene Datengrundlage kann nicht nur für eine fundierte Tauglichkeitsuntersuchung genutzt werden, sondern kann auch als das Fundament für einen digitalisierten Geschäftsbetrieb dienen.

Ausblick

Die Umsetzung des Intelligent Document Processing (IDP) innerhalb von adesso basiert auf Erfahrungswerten und bewährten Praktiken. Die ganzheitliche Lösung zur Dokumentenverarbeitung findet in verschiedensten Branchen Anwendung und eignet sich auch hervorragend, um Gasnetzbetreiber beim Umstieg auf Wasserstoff optimal zu unterstützen. Herausforderungen wie die Gewährleistung einer hohen Qualität bei der Informationsextraktion und die Bewältigung der großen Heterogenität der verschiedenen Dokumentenklassen werden bewältigt.

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Autorin Zoe Holdt

ist Beraterin für die Line of Business Utilities bei adesso und begleitet agile wie auch klassische Projekte in der Energiewirtschaft. Neben dem Projektgeschäft treibt sie die Entwicklung des Themenschwerpunkts Wasserstoff bei adesso weiter voran.

Bild Maximilian Hammes

Autor Maximilian Hammes

Maximilian Hammes ist Consultant in der Line of Business Utilities bei adesso mit den Schwerpunkten Data Analytics und Prozessmanagement. Als Projektleiter und Requirements Engineer unterstützt er Kunden bei der Umsetzung von Digitalisierungsprojekten.

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