Ziele
Ein Handlungsfeld der Geschäftsstrategie von Bausparkassen besteht unter anderem in der grundlegenden Modernisierung der teils stark veralteten IT. Neben Projekten zur Modernisierung der Marktsysteme steht hier insbesondere die Skalierbarkeit und Wartbarkeit im Vordergrund, um langfristig eigene, regulatorische Anforderungen sowie Branchenanforderungen umsetzen zu können.
Durch die Integration verschiedener Komponenten und durch die Entwicklung einer Branchenlösung für Bausparkassen auf Basis von S/4 HANA werden vor allem folgende Ziele verfolgt:
Umsetzung von Branchenanforderungen: Aus geschäftspolitischen Gründen und Marketinggründen werden Wettbewerbsvorteile geschaffen und wird eine Signalwirkung nach außen hergestellt.
Skalierbarkeit: Durch die Weiterentwicklung der Branchenlösungen kann schnell auf neue oder sich ändernde Anforderungen reagiert werden.
Digitale Transformation: Aktuelle Technologien werden als Basis verwendet, um langfristig die Skalierbarkeit zu gewährleisten.
Vernetzung von Prozessketten: Durch die Integration verschiedener Lösungen auf der technologischen Basis von SAP S/4 HANA können Prozesse, die bisher nur parallel abliefen, besser gekoppelt werden. So können die Kerngeschäfte zielgerichteter und ganzheitlicher verfolgt werden – etwa Bausparen, Kredite oder Wohnriester.
Transparenter Datenfluss: Eine höhere Performance bei der Verarbeitung der hohen Transaktions- und Datenmengen ermöglicht zusätzliche Auswertungen.
Probleme
Historisch bedingt umfassen eigenentwickelte Lösungen (Kernbanksysteme) im Bausparkassenumfeld meist zahlreiche Anwendungen, deren Module mit bereits lange obsoleten Technologien und Programmiersprachen entwickelt wurden. Dies hat zur Folge, dass Altsysteme bereits die Phase der Degeneration des Produktlebenszyklus erreicht haben. Da Weiterentwicklungen deshalb nur bedingt möglich sind, resultieren daraus Performancemängel und unzureichende Funktionalität, weshalb die Altsysteme nicht mehr den Anforderungen entsprechen.
Die Herausforderung bei der Ablösung der Altsysteme besteht dabei im Wesentlichen aus folgenden Aspekten:
Lange Lebensdauer (viel Unternehmenswissen)
Obsolete Technologien
Datenbestände über verschiedene Speicher verteilt
Dokumentation (falls vorhanden) nicht konsistent mit der Implementierung
Blackbox-Charakter (funktioniert, aber keiner weiß wie)
Entwickler (Wartung) nicht mehr verfügbar
Die Ablösung von Bestandssystemen erfolgt meist in mehreren Stufen:
In der ersten Stufe wird zunächst ein reduzierter Scope implementiert und produktiv genutzt. Diese erste Stufe wird in einem Parallelbetrieb zum bestehenden Kernbanksystem laufen.
In der zweiten Stufe folgt ein paralleler Betrieb des alten und des neuen, dann vollwertigen Kernbanksystems. Dabei wird die Last der Neukundenverarbeitung sukzessiv vom alten auf das neue Kernbanksystem übertragen und der Altbestand wird weiter im Altsystem bearbeitet.
In der dritten Stufe werden sämtliche Daten des alten auf das neue System übertragen, sodass das Altsystem abgeschaltet werden kann.
Hierbei müssen sowohl die Anwendungen als auch die Daten in funktionell unabhängige Pakete zerlegt werden, die dann inkrementell abgelöst werden können. Voraussetzung ist, dass alle bestehenden Abhängigkeiten – auch diejenigen, die nicht direkt erkennbar sind – in fachlicher sowie technischer Sicht identifizierbar sind.