adesso Blog

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen hat in den letzten Jahren an Fahrt gewonnen, und besonders die Telemedizin spielt eine immer größere Rolle. Sie ermöglicht es, medizinische Versorgung auch in entlegenen Gebieten sicherzustellen und die Effizienz des Gesundheitssystems zu steigern. Besonders wichtig ist dabei die Vernetzung der verschiedenen Akteure – von Hausärztinnen und -Ärzten sowie Pflegeeinrichtungen über Rettungsdienste bis hin zu Spezialkliniken und medizinischen Versorgungszentren. Dieses Problem ist momentan weder flächendeckend noch über alle Bereiche gelöst. Unsere aktuellen digitalen und telemedizinischen Versorgungsstrukturen brauchen eine grundlegende Erneuerung. In diesem Beitrag meiner Blogreihe zur Telemedizin zeige ich, wie der TI-Messenger (TIM) in seiner dritten Ausbaustufe diese Herausforderungen lösen kann. Wenn ihr noch grundlegende Informationen zur Telemedizin oder dem heutigen Standard der Telemedizin benötigt, schaut euch gerne die anderen Beiträge dieser Reihe an.

Aktuelle Herausforderungen in der Telemedizin

Derzeit gibt es eine Vielzahl spezialisierter Telemedizinlösungen, die jeweils spezifische Anforderungen und Bedürfnisse abdecken. Diese Spezialisierung führt dazu, dass keine dieser Lösungen für sämtliche Fragestellungen und Fälle verwendet werden kann oder sollte. Zentren müssen daher oft auf unterschiedliche Lösungen zurückgreifen, um eine umfassende Versorgung zu gewährleisten. Dies erhöht die Komplexität in der Anwendung und verursacht Kosten.

Eines der größten Hindernisse ist die mangelnde Interoperabilität zwischen den verschiedenen Telemedizinlösungen. So können beispielsweise Notfallsanitäterinnen und -Sanitäter sowie Notärztinnen und Notärzte nicht nahtlos auf die Telemedizinsysteme von Altenheimen zugreifen, um bereits während der Anfahrt des Rettungswagens eine schnelle und durchgehende medizinische Versorgung sicherzustellen. Stattdessen müssen Informationen manuell übermittelt werden, was wertvolle Zeit kostet und das Risiko von Missverständnissen erhöht. Diese Problematik zeigt sich an allen Übergabepunkten zwischen verschiedenen Leistungserbringern, wie etwa vom Altenheim zum Rettungsdienst oder vom Hausarzt zum Fachmedizinern.

Gerade bei spezialisierten und fortschrittlichen Telemedizinsystemen ist die Echtzeitintegration von Medizinprodukten zur Bereitstellung von Vitaldaten und medizinischer Bildgebung wichtig. Aktuell bieten die einzelnen Hersteller nur die Unterstützung ausgewählter Geräte an. Ein Wechsel der telemedizinischen Software bedeutet damit auch einen teuren Wechsel von Medizingeräten – obwohl diese eigentlich noch funktionieren. Ein aktuelles Beispiel dafür ist das abgekündigte Telearztsystem der vitaphone GmbH, das hunderte von Ärztinnen und Ärzten mit nicht mehr verwendbarer, aber eigentlich funktionsfähiger Hardware zurückgelassen hat.

Ein weiteres Hindernis sind die derzeit vorherrschenden statischen, nicht normierten Schnittstellen. Verschiedene medizinische Einrichtungen verwenden unterschiedliche Systeme, die dadurch nicht ohne weiteres miteinander kommunizieren können. Dies führt zu Insellösungen und verhindert eine effiziente Vernetzung der verschiedenen Akteure im Gesundheitssystem. Die Implementierung, Anpassung und Erweiterung von Schnittstellen sind meist kostenintensiv und zeitaufwendig, was eine flächendeckende Vernetzung sowie die Einführung neuer Technologien und Verfahren erschwert.


Kostenträger

Die Potentiale der Digitalisierung erkennen und voll ausschöpfen

Individuelle Services für Versicherte, Telemedizin, automatisierte und effektivere Prozesse oder auch die Versorgungssteuerung beinhalten wichtige Handlungsfelder für die gesetzlichen Krankenkassen. Von der Analyse Ihrer Prozesse und Lösungen über Fachkonzepte bis zu Implementierung und Betrieb – mit adesso Health an Ihrer Seite meistern Sie die Herausforderungen der digitalen Transformation.

Mehr erfahren


Die dritte Ausbaustufe des TI-Messengers

Mit der dritten Erweiterung des TI-Messengers kommt zu dem bestehenden Chat eine neue Funktion hinzu: Jetzt können auch Videoanrufe einheitlich durchgeführt werden. Wenn telemedizinische Dienste diesen standardisierten Weg nutzen, um Verbindungen herzustellen, ist es möglich, Anrufe auch zwischen verschiedenen Programmen zu führen, ohne dass man zwischen den Anwendungen wechseln muss.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Möglichkeit, Daten von medizinischen Geräten direkt in die Nachrichtenräume zu übertragen, was ihre Integration in die telemedizinische Behandlung erheblich erleichtert. Hersteller von Telemedizinsystemen können dadurch den Fokus auf die medizinische Wertschöpfung ihrer Lösung legen, anstatt durch die gesetzeskonforme Integration verschiedener Medizinprodukte gebremst zu werden. So können beispielsweise medizinische Bildgebung oder Vitalparameter einer Patientin oder eines Patienten direkt an das behandelnde Mediziner Team für eine präzise und schnelle Diagnose übermittelt werden – egal von welchem Medizinprodukt sie stammen.

Die sichere und dynamische Vernetzung von heterogenen Medizin-IT Systemen und medizinischer Software wird mit TIM 3.0 ebenfalls möglich sein - ohne Aufwändige Konfigurationen von Schnittstellen und Netzwerken. Mit der dritten Ausbaustufe kann der Messenger direkt in andere Anwendungen integriert werden und so als sichere Kommunikationsplattform über die Grenzen verschiedener Systeme und Institutionen hinweg dienen. Da jeder lesbaren Nachricht (zum Beispiel der Mitteilung eines Befundes oder der Verordnung eines Medikamentes) im Hintergrund auch dynamisch definierbare, strukturierte Daten angefügt werden können, ist es möglich, über moderne Interoperabilitätsstandards (wie FHIR) Daten zwischen den einzelnen Systemen auszutauschen. Durch die dynamische Vernetzung der einzelnen Anwendungen werden die heute noch bestehenden Inseln konsequent abgebaut.

Fazit

Die dritte Ausbaustufe des TI-Messengers wird die Telemedizin revolutionieren. Durch die Vermittlung von Videogesprächen und die Übertragung von Daten zwischen verschiedenen Softwaresystemen und sogar diagnostischer Medizingeräte wird eine nahtlose Kommunikation und Vernetzung im Gesundheitssystem ermöglicht.

Momentan entstehen eine Vielzahl von Projekten für digitale Versorgungsplattformen, die von Kommunen, kassenärztlichen Vereinigungen, Kliniken und Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) initiiert werden. Sie sollen digitale Lösungen für die sektorübergreifende medizinische Behandlung schaffen. In diesem Zusammenhang ist es entscheidend, jetzt die richtigen Architekturentscheidungen zu treffen. Das Matrixprotokoll stellt eine ideale Lösung für eine sichere, skalierbare und dynamische Kommunikationsinfrastruktur dar. Da dieses auch das Kernstück des TI-Messengers ist, können so bereits heute die richtigen Weichen in Richtung einer nachhaltigen, interoperablen Zukunft gestellt werden – unabhängig davon wie lange die Einführung von TIM 3.0 dauern wird. Unser interdisziplinäres Team aus engagierten Fachleuten mit technischem, medizinischem und wirtschaftlichem Know-how sowie umfassendem Branchenwissen steht bereit, um euch bei der Identifizierung oder Entwicklung maßgeschneiderter Lösungen für telemedizinische Versorgungsplattformen zu unterstützen. Darüber hinaus bieten wir wertvolle Unterstützung bei Architekturentscheidungen in diesem Bereich an.

Es lohnt auch für die Hersteller von Telemedizinlösungen sich frühzeitig mit dem Thema TI-Messenger und dem Matrixprotokoll auseinanderzusetzen. Mit unseren Health-Stack stellen wir einen umfassenden Werkzeugkasten bereit, der es ermöglicht, fortschrittliche Telemedizin- und Gesundheitsanwendungen schnell, interoperabel und kosteneffizient zu entwickeln. So bleibt mehr Zeit für das eigentliche Ziel: Anwendungen zu schaffen, die unsere medizinische Versorgung nachhaltig verbessern.

Wie das Matrixprotokoll als Kernstück des TI-Messengers funktioniert, und warum es auch ohne TIM bereits echte Mehrwerte bietet, stelle ich in meinem nächsten Blog-Beitrag vor.

Leistungserbringer

Ambulante und stationäre Versorgung, Verbände, Institute & Software-Provider

Die Kunden unseres Bereiches Leistungserbringer erstrecken sich von Software-Providern für die leistungserbringenden Organisationen über Abrechnungszentren, Apotheken, Institute und Körperschaften öffentlichen Rechts bis zu Kliniken und Ärzteorganisationen wie den kassenärztlichen Vereinigungen. Für diese und weitere Bereiche bündeln wir unsere fachliche und regulatorische Kompetenz, gepaart mit Expertise zu den passenden Technologien und interoperablen Standards. So entsteht unser breites und exzellentes Leistungsangebot.

Mehr erfahren


Bild Janosch Kunczik

Autor Dr. Janosch Kunczik

Dr. Janosch Kunczik ist medizinisch promovierter Ingenieur für Elektrotechnik, Informationstechnik und Technische Informatik mit einer Leidenschaft für High-Tech-Medizin und die Digitalisierung des Gesundheitswesens. Mit umfassender Forschungs- und Berufserfahrung in den Bereichen Telemedizin, medizinischer Interoperabilität und Telematikinfrastruktur ist er ein Experte an der Schnittstelle von Medizin, Regulatorik und IT.

Kategorie:

Branchen

Schlagwörter:

Gesundheitswesen