27. März 2019 von Annika Stille
Warum e-Learning funktioniert und wie digitales Lernen jede Präsenzschulung bereichern kann
Ein Großteil des Lernens in der beruflichen Bildung geschieht während der Arbeit, ganz nebenbei. Ein Beispiel: In eurem Java-Projekt stellt ihr euch die Frage, ob es sinnvoll wäre, Integrationstests anzuwenden. Sicherlich meldet ihr euch zur Beantwortung dieser Frage nicht für eine zweitägige Präsenzschulung an. Euch hilft eher ein fünfminütiges Video, in dem die Frage geklärt wird. e-Learning ermöglicht es euch, Wissen in kleinen Häppchen (Microlearnings) zu konsumieren, wenn es benötigt wird - also sozusagen im „Moment of Need“.
Bei adesso erfreuen sich Schulungsangebote für das „Lernen on Demand“ immer größerer Beliebtheit. Soll beispielsweise eine anspruchsvolle Power-Point-Präsentation erstellt werden? Alles kein Problem, denn eine kurze digitale Schulung zum Erstellen überzeugender Power-Point-Präsentationen kann bei Bedarf abgerufen werden. In diesem Beispiel helfen Präsentationsplaner, die zum Download bereitstehen, den Inhalt zu strukturieren und Best-Case- und Worst-Case-Beispiele zeigen, wie es richtig geht.
Ist e-Learning also viel besser als ein Präsenztraining? Nein, denn e-Learning hat nicht den Anspruch, Präsenztrainings von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Denn diese sind gerade bei komplexen Themen sinnvoll. Durch sie können nachhaltige Veränderungen erzielt werden – etwa mit Übungen an praktischen Beispielen oder unter Anleitung von versierten Trainern. e-Learning kann aber ein Präsenztraining optimal ergänzen und den Lerneffekt deutlich steigern. Das sogenannte Blended Learning – also ein Formatmix aus digitalen und analogen Anteilen – ist eine effektive Art zu lernen. Wie so ein Formatmix gelingen kann, zeigen unsere Blended-Learning-Formate aus dem adesso-Weiterbildungsangebot.
Eine gelungene Mischung: Blended Learning
Seit Februar 2018 ist bei adesso ein Lernmanagementsystem im Einsatz. Über dieses System können analoge, digitale und Blended-Formate abgebildet werden.
Für einige methodische Schulungen – beispielsweise das Thema „Modellierung im Requirements Engineering“ – wurden Formate entwickelt, in denen das Grundlagenwissen vorab als e-Learning im System bereitgestellt wird. Die Lernenden haben dabei online die Möglichkeit, sich adaptiv genau die Inhalte herauszupicken, die sie noch nicht kennen und bereits Bekanntes zu überspringen.
In dem anschließenden Praxisworkshop wird das Gelernte aktiv an praxisnahen Fallbeispielen angewandt und diskutiert - so wie es im Arbeitsalltag auch passiert. Das Gehirn kann nämlich neue Informationen am besten vernetzen, wenn es die gelernten Inhalte mit bekannten Anwendungsfällen aus dem Arbeitsalltag verknüpfen kann. Also ganz nach dem Motto: „Ach ja, genauso ein Szenario habe ich im letzten Projekt erlebt!“
Aber nicht nur für Lernende ist Blended Learning extrem effektiv, dieses Format bietet auch für die Schulungsleitung einige Vorteile. Wenn ihr schon mal eine Schulung gehalten habt, kennt ihr sicherlich die Herausforderung, die heterogene Teilnehmergruppen mit sich bringen: Während einige Teilnehmende bei Null anfangen und die Grundlagen von der Pike auf kennenlernen müssen, langweilt sich eine andere Gruppe, die schon tiefer in der Materie steckt.
Stellt ihr allerdings dieses Grundlagenwissen im Vorfeld online bereit, können sich alle Beteiligten individuell vorbereiten, haben zum Start der Schulung einen gleichen Wissensstand und ihr könnt im Praxisworkshop direkt „Hands On“ in die Anwendung gehen.
So konzipiert ihr eure Blended-Learning-Schulung
Ein kluges Blended-Learning-Format zu konzipieren, ohne dabei den Zeitrahmen im Arbeitsalltag zu sprengen, ist gar nicht so schwer. Mit den folgenden Tipps sollte es euch auch gelingen:
1. Planung
Definiert als erstes Lernziele für eure Schulung, die während der kompletten Konzeption den roten Faden bilden. Dann zerlegt eure Schulungsinhalte in kleine Teile, die ihr diesen Lernzielen zuordnet. Beachtet die 80-zu-20-Regel in eurer Konzeption und verliert euch nicht in Details, sondern fokussiert euch auf die relevanten Aspekte. Das heißt, 20% des Wissens zu einem Thema reichen aus, um 80% der Anwendungsfälle zu lösen. Also beschränkt euch in eurer Schulung auf die Vermittlung dieser 20%, die die Lernenden später ständig einsetzen werden. Alles andere sind zusätzliche Lerninhalte on Top, die ihr eventuell als weiterführende Schulungen bereitstellen könnt. Stellt euch also in der Konzeption immer wieder folgende Frage: Gehört dieser Punkt zu den 20% oder kann ich ihn vernachlässigen?
2. Aufteilung
Teilt euer Konzept in Phasen ein, die jeder Schulungsteilnehmende durchläuft. Visualisiert am besten eine „Learner Journey“ mit Pfeilen auf einem Poster, denen ihr dann die Lernziele und Inhalte zuordnet. Wo starten und wo stehen die Schulungsteilnehmerinnen und –teilnehmer nach der Schulung und welche Fragen kommen dazwischen auf? Oftmals geht es im ersten Schritt darum, Aufmerksamkeit für das Schulungsthema zu generieren und die Relevanz zu verdeutlichen. Darauf folgt der eigentliche Wissenserwerb, das Einüben, der Transfer in den Arbeitsalltag und letztendlich ein Review über das Gelernte.
3. Formatauswahl
Erst wenn der zweite Punkt geklärt ist, macht es Sinn, dass ihr euch über das Format der einzelnen Bausteine Gedanken macht. Unser Arbeitsgedächtnis ist schon nach wenigen Minuten voll, sodass wir Folienvorträgen im Präsenztraining nicht mehr richtig folgen können. Solche Inhalte haben meistens keine Chance, es in das Langzeitgedächtnis zu schaffen. Merkt euch also: Abwechslung im Formatmix ist wichtig. Möchtet ihr zuerst Aufmerksamkeit generieren, dann dreht doch ein kurzes Video als Intro und holt mit einer Story aus dem Alltag die Teilnehmenden ab. Für den Wissenserwerb könnt ihr beispielsweise Screencasts, Videos, Templates oder Dokumente bereitstellen. Behaltet die Lernziele im Blick und beschränkt euch nur auf die Inhalte, die zur Erreichung des Lernziels wichtig sind. Oft muss das Rad gar nicht neu erfunden werden. Vielleicht gibt es im Internet öffentlich zugängliche Tutorials zu eurem Thema, die richtig gut sind. Diese Tutorials könnt ihr übrigens auch mit den Lernenden teilen. Präsenzformate sind insbesondere dann wichtig, wenn es um Praxistransfer, Review und Erfahrungsaustausch geht. In einem Praxisworkshop können die Lernenden ihr Wissen an Anwendungsfällen testen. Für ein Review nach einer Anwendungsphase in der Praxis eignet sich vielleicht ein Barcamp-Format, in dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre eigenen Themen einbringen und dazu ihre Erfahrungen austauschen.
Fazit
Wie ihr seht, ist es nicht schwer, eure Trainerrolle auszubauen und vom Vortragenden zum moderierenden Lernbegleiter zu werden. Ihr müsst keine Folien mehr herunterbeten, ihr begleitet die Übungen und regt Reflektionen an. Auf diese Weise könnt ihr euch in den Präsenzveranstaltungen auf die wesentlichen Aspekte konzentrieren: aktives Üben, Interaktion und Austausch in der Lerngruppe. Aber mal ehrlich: So macht es doch mehr Spaß, oder?
Wenn ihr mehr zum Thema „Weiterbildung bei adesso“ erfahren möchtet, dann werft einen Blick auf unsere Website.