6. Dezember 2022 von Madelaine de Nève und Janina Radschibajev
Warum der Unternehmensauftritt in sozialen Netzwerken kein „Kann“, sondern ein „Muss“ ist
Die Arbeitgeberattraktivität spielt eine immer größer werdende Rolle im Kampf um die besten Talente. Um herauszustechen, reicht die stumpfe Auflistung der eigenen Unternehmens-Benefits in den Stellenanzeigen nicht mehr aus. Häufig informieren sich Talente zuerst direkt bei bereits bekannten und für sie interessanten Unternehmen, bevor die Suche anschließend eventuell ausgeweitet wird. Das Ziel sollte es also sein, die Kandidatinnen und Kandidaten schon deutlich vor der ersten konkreten Suche anzusprechen, bereits vorab auf sich aufmerksam zu machen und sich in den Köpfen als attraktiver Arbeitgeber zu platzieren, sodass man die erste Anlaufstelle ist, wenn von der passiven in die aktive Suche gewechselt wird.
Und wo geht das besser als in der Freizeit, wo man nicht zwischen hundert weiteren Job Postings untergeht? Vergleicht man die Kandidatensuche mit einem Wettrennen, so sind auf den ersten Startplätzen die Top-Unternehmen mit großen Namen und guter Reputation. Und hier kommt der magische Begriff „Employer Branding“ ins Spiel. Pflegt man seine Arbeitgebermarke zuvor öffentlichkeitswirksam, kann man sich auch als weniger bekanntes Unternehmen einen Platz in der ersten Reihe sichern.
Was ist Employer Branding?
Employer Branding ist Teil des Social Recruiting. Dieses umfasst folgende Bausteine:
Content Marketing & Employer Branding
Gemeint ist das aktive Platzieren auf Social Media durch regelmäßige Bild-, Text- und Video-Postings, um die Aufmerksamkeit der Zielgruppe zu erlangen und das Profil als Arbeitgeber zu schärfen. Dies bildet die Grundlage für weitere Social-Recruiting-Aktivitäten, da diese häufig eine aktive Social-Media-Präsenz voraussetzen. Als fester Touchpoint der Employee Journey kommen wir heute nicht mehr daran vorbei, unser Unternehmen auch auf Social Media zu präsentieren. Je relevanter die präsentierten Inhalte für die Zielgruppe sind, desto sympathischer und interessanter wirkt die Arbeitgebermarke.
Active Sourcing
Das ist die aktive Talentsuche auf Basis der in sozialen Netzwerken veröffentlichten Informationen. Besonders beliebt ist es auf professionellen Plattformen wie LinkedIn oder Xing. Jedoch erfordert diese Methode einen hohen manuellen Aufwand und ist bei anderen Netzwerken aufgrund fehlender Informationen hinsichtlich der Nutzerinnen und Nutzer kaum umsetzbar.
Referral Marketing & Influencer Marketing
Wir vertrauen authentischen und nahbaren Menschen deutlich mehr als einem unbekannten Unternehmen ohne Gesicht. Durch Referral oder Influencer Marketing lassen wir das Netzwerk aus Mitarbeitenden, Kundschaft, Business-Partnerinnen und -Partnern für uns sprechen. Diese Influencerinnen und Influencer können sowohl aufgrund ihrer Reichweite als auch ihrer Expertise relevante Meinungsführende sein, die dem Unternehmen nicht nur Sichtbarkeit, sondern auch ein Gesicht verleihen.
Career Pages & Job Postings
Mit der Implementierung einer Karriereseite oder einzelner Jobangebote in die sozialen Netzwerke, beispielsweise über organische Postings, Paid Ads, Story Links und mehr, kann man die Aufmerksamkeit ganz gezielt auf offene Stellen lenken. Damit erreicht man auch diejenigen, die sich noch nicht aktiv mit der Jobsuche beschäftigen und somit nicht über klassische Jobportale angesprochen werden können.
Der Mix führt ans Ziel
Um sich als Arbeitgeber online ideal zu vermarkten, empfiehlt sich ein Mix der Social-Recruiting-Formen. Damit wären kurz- und langfristige Ziele, Awareness sowie Performance-Maßnahmen abgedeckt. Insbesondere beim Content Marketing und Employer Branding sind die Ergebnisse nicht direkt sichtbar. Es kann einige Monate dauern, bis man eine zufriedenstellende Reichweite aufgebaut hat und erste Erfolge verzeichnen kann.
Als Unternehmen sollte man Social Recruiting als langfristiges Investment sehen, auf dem auch zukünftige Maßnahmen aufbauen und das, ähnlich der eigenen Website, eine dauerhafte Anlaufstelle darstellen soll. Die jüngeren Generationen suchen nicht mehr über Google, sondern über die sozialen Netzwerke. Keine Präsenz in den sozialen Medien zu haben, kann daher langfristig sogar unternehmensschädigend sein. Insbesondere bei der Nutzung von Social Ads, da die frisch gewonnene Aufmerksamkeit bei weiterem Interesse in eine Sackgasse und damit zu einer negativen User Experience führt.
Der Fachkräftemangel wird sich zunehmend verschärfen. Wer jetzt nicht langfristig und nachhaltig in seine Unternehmenssichtbarkeit investiert, wird es schwer im Kampf um den wichtigsten Teil des Unternehmens haben.
Die Vorteile von Social Media für Unternehmen
Zusammengefasst können wir also Folgendes sagen: Ein professioneller Unternehmensauftritt in Social Media ermöglicht es,
- sich vom Wettbewerb abzuheben,
- potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten zu erreichen, die noch gar nicht wissen, dass sie etwas Neues probieren wollen,
- Top-Talente durch eine zeitgemäße und überzeugende Kommunikation zu erreichen,
- Vorteile und Kompetenzen zu kommunizieren,
- eine größere Zielgruppe zu erreichen,
- die Bekanntheit und das Image des Unternehmens zu optimieren,
- Agilität und Flexibilität in der Kommunikation und im Bewerbungsprozess zu beweisen,
- eine passgenaue Ansprache durch diverse Targeting-Möglichkeiten der Plattformen (Filtern der Zielgruppe nach Wohnort, Alter, Interessen, Ausbildung etc.) zu nutzen,
- eine Verringerung der Fluktuationsrate durch offene Vorabkommunikation, Vermittlung der Unternehmenswerte, authentische Darstellung des Arbeitsalltags und Schaffen realistischer Erwartungen zu erreichen,
- Mitarbeitende anzuwerben, die sich stärker mit dem Unternehmen identifizieren können und somit besser zum Arbeitgeber passen,
- die Loyalität bestehender Mitarbeitender zu steigern, indem ihnen Identifizierungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, was wiederum zu einem besseren Unternehmensimage beiträgt, und
- das Unternehmen als Marke zu stärken.
Aller Anfang ist schwer
Natürlich ist aller Anfang schwer und wie bei allen Projekten sollte zuerst ein Fundament geschaffen werden, auf dem sicher aufgebaut werden kann. Sofern keine Employer Value Proposition (EVP) existiert, sollte zumindest im Vorhinein definiert werden, wofür das Unternehmen steht, welche Werte es vermitteln will und was es seinen Mitarbeitenden bietet. Dabei sollte das Employer Branding der allgemeinen Brand nicht widersprechen. Beides muss gemeinsam gedacht werden oder zumindest gemeinsam funktionieren, denn das Image der Marke färbt auch auf die Arbeitgeberattraktivität ab. Ein Bewusstsein für die Zielgruppe sollte geschaffen werden. Auf welchen Kanälen kann sie mit welchen Inhalten erreicht werden? Die meisten User werden Instagram oder Facebook nicht als klassische Arbeitgeberplattformen wahrnehmen, also müssen die Inhalte kreativ, spannend und unterhaltsam gestaltet werden. Nehmt euch eine Spezialistin bzw. einen Spezialisten zur Unterstützung, mit der bzw. dem ihr gemeinsam die Strategie definiert und sichtbaren, konvertierenden Content kreiert!
Und wie geht’s jetzt los? Mit dem Fundament: einer Strategieentwicklung, bei der die Ziele, Zielgruppen, Maßnahmen und Kanäle genau definiert werden. Im nächsten Schritt folgt die Umsetzung, step by step. Egal, in welchem Umfang ihr das Thema Employer Branding auf Social Media angehen wollt oder könnt, denkt langfristig und seid authentisch.
Ob strategisch, kreativ oder bei der kontinuierlichen Umsetzung eurer Employer-Branding-Maßnahmen – wir beraten und begleiten euch gerne mit unserer Fachexpertise auf diesem Weg.
Weitere spannende Themen aus der adesso-Welt findet ihr in unseren bisher erschienenen Blog-Beiträgen.