Menschen von oben fotografiert, die an einem Tisch sitzen.

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Ihr kennt das sicher: Irgendwann einmal wurden bestimmte Anwendungen entwickelt und in Betrieb genommen. Diese Systeme werden zwar genutzt, aber über die Jahre nicht weiterentwickelt, obwohl die betriebenen Anwendungen unter Umständen sogar essenziell für eure Geschäftsprozesse sind. Das Problem ist, dass die Systeme nun in die Jahre gekommen sind und nicht mehr dem aktuellen Standard entsprechen. An dieser Stelle solltet ihr über ein entsprechendes Migrationsprojekt nachdenken, um eure Altsysteme abzulösen. Welche Chance das bietet, erkläre ich euch:

  • Die Wartungskosten für ältere Großrechnerplattformen sind teilweise erheblich höher als für vergleichbare Client-/Server-Systeme. Zudem verknappen am Markt die Spezialkenntnisse für „alte“ Programmiersprachen - beispielsweise für COBOL- und die Kosten für Freelancer oder Neueinstellungen steigen.
  • Häufig wird die Modernisierungsmotivation durch den Wunsch nach größerer Flexibilität in der Unterstützung der Kernprozesse sowie durch die Möglichkeit der Etablierung neuer digitaler Geschäftsmodelle geschürt. Wie ihr euch denken könnt, sind Altsysteme - gegenüber modernen und serviceorientierten Architekturen – aber nur schwer erweiterbar. Neben den Backend-Prozessen von Altanwendungen ist hier auch das Frontend für Sachbearbeiter und Kunden entscheidend, denn niemand möchte im Zeitalter von Smartphones und nutzeroptimierten Apps noch mit alten Host-Panels Daten erfassen und prüfen.
  • In vielen Altverfahren in der öffentlichen Verwaltung werden die Kernprozesse durch geltendes Recht vorgegeben. Aus meiner Erfahrung kann ich euch sagen, dass viele Organisationen im Public-Bereich bei einem Reengineering der Verfahren auch gerne die Medienbrüche reduzieren und die Architektur der Anwendung dementsprechend prozess- und serviceorientierter aufbauen würden. Nicht zu vernachlässigen sind zudem die Sicherheitsaspekte der Altanwendungen. Während moderne Anwendungen beispielsweise verschlüsselte Datenübertragungswege nutzen und hinsichtlich ihrer Architektur auf die Nutzung im Web angepasst sind, ist das bei älteren Systemen nicht immer gegeben.

Modernisierungsoptionen von Altsystemen

Um eure Altsysteme entsprechend zu modernisieren, gibt es verschiedene Optionen – beispielsweise Neuentwicklungen, Replatforming oder Code-Transformation. Dabei ist zu berücksichtigen, dass jede dieser Möglichkeiten unterschiedliche Ausprägungen bezüglich der zu erwartenden Projektlaufzeit, der Umsetzungskosten, des Projektrisikos und der Beibehaltung von technischen Schulden hat. Welche Option vielversprechend ist oder ob sogar eine Kombination von verschiedenen Lösungswegen sinnvoll ist, kommt natürlich immer auf eure jeweilige Zielsetzung und Ausgangslage an.

Neben der Migrationsoption solltet ihr für eure Anwendungsmodernisierung noch die Vorgehensweise, also beispielsweise eine schrittweise Migration oder einen „Big Bang“, definieren. Während mit „Big Bang“ eine komplette Migration gemeint ist, wird der Migrationsprozess bei einer schrittweisen Migration in einzelne Etappen unterteilt. Auf Basis dieser beiden Modernisierungsoptionen von Legacy-Systemen kann dann das für euch optimalste Migrationsszenario entwickelt werden. Wie eine schrittweise Migration aussehen könnte, möchte ich euch nun anhand eines konkreten Projektes zeigen.

Projektbeispiel: Schrittweise Modernisierung und Migration einer Großrechneranwendung

Der Gegenstand im Projektbeispiel war die schrittweise Erneuerung der Abrechnungskernanwendung. Das Altsystem war Mainframe-basiert und die geplante Transformation musste im Zero-Downtime-Verfahren, also im laufenden Betrieb, erfolgen. Die technische Basis für die Zielarchitektur stellten Web- und Java-Technologien dar. In insgesamt sieben Stufen wurden im angeführten Beispiel eine Umsetzung der Anforderungen sowie ein paralleler Wissensaufbau auf der Kundenseite sichergestellt. Zur Erreichung dieses Ziels setzten unsere Experten auf ein agiles Projektvorgehen mit Controlling-Elementen aus der klassischen Softwareentwicklung.

Um beim genannten Projekt zu bleiben, möchte ich euch kurz erklären, wie die schrittweise Migration genau funktioniert. Damit ihr Stolpersteine in der Umsetzung vermeidet und die Wirtschaftlichkeit eurer Kernsystemmodernisierung ermitteln könnt, sollten zunächst die Zielsetzungen und die Voraussetzungen für die Altsystemmodernisierung erhoben werden. Dazu zählen:

  • die fachliche Analyse der zu migrierenden Anwendungen
  • die technische Analyse des bestehenden Großrechnersystems
  • die Identifikation und Bewertung von Digitalisierungspotenzialen
  • ein Business Case zum Migrationsszenario
  • die Dokumentation in Form eines Grobkonzepts

Wie geht es weiter?

Im anschließenden Migrationsprojekt wird die Altanwendung dann in fachliche Blöcke zerlegt. Diese Funktionsbausteine werden anschließend in einer Reihenfolge, die im Vorfeld festgelegt wurde, in der neuen Zielumgebung zur Verfügung gestellt. Nach erfolgreichen Paralleltests können die Services somit nacheinander in Produktion wechseln und an das Altsystem angebunden werden. Wurden auf diese Weise alle Funktionsblöcke migriert, kann das Altverfahren vollständig abgeschaltet werden. In der folgenden Grafik habe ich die einzelnen Schritte noch einmal ausführlicher für euch zusammengefasst.

Fazit

Modernisierungsszenarien sind genauso vielschichtig, wie die oft über Dekaden gewachsenen Altsysteme. Hier gibt es keinen Königsweg und auch keine optimale Modernisierungsoption. Im genannten Beispielprojekt stellte die Ablösung des Altsystems im laufenden Betrieb eine Grundvoraussetzung dar. In einem anderen Projekt kann das Ganze aber schon wieder anders aussehen.

Wenn ihr auch vor der Herausforderung steht, eure Altsysteme abzulösen und mehr zum Thema Migration und zu möglichen Modernisierungsszenarien erfahren möchtet, dann werft einen Blick auf unsere adesso-transformer-Produktpalette. Wir bieten euch ein vollständiges Beratungs- und Lösungsportfolio, um euch bei der Voranalyse, der Konzeption und Umsetzung zu unterstützen.

Bild Thomas Loerzer

Autor Thomas Loerzer

Thomas Loerzer ist Geschäftsführer der adesso Transformer Deutschland GmbH. Die adesso Transformer Deutschland GmbH ist auf die Modernisierung von Legacy-Systemen spezialisiert. Das Leistungsspektrum umfasst die Beratung, Konzeption und Umsetzung von jeweils kundenindividuell zugeschnittenen Migrations- und Modernisierungsszenarios.

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